Sonntag, 31. Mai 2020

Die ideale Gemeinschaft

Es vergeht kaum ein Jahrzehnt, in welchem die Gesellschaft ihre Werte, ihre Ziele und das Miteinander nicht kritisch gesehen werden. Aktuell ist der weltweite Umgang mit einer Krise wiederum ein Anlass, die Integrität der gesellschaftlichen Ordnungsebene in Frage zu stellen. Wohin man schaut, kann man Egomanen erkennen, die ihre eigenen Interesse verfolgen und nicht das Beste für die Allgemeinheit im Sinn haben. Das gilt nicht bloß für diese Krise, sondern auch für die Probleme, die vorher öffentlich angeprangert wurden, wie bspw. der Schutz unserer Lebenswelt.
Die Probleme sind nicht neu, erreichen aber ein bedenkliches globales Niveau und werden voraussichtlich in einem Kollaps der bisherigen politischen Strukturen enden, was sich jetzt bereits abzeichnet. Es bleibt zu bedenken: die menschliche Geschichte kann keine langfristigen, stabilen, wohlwollenden Gemeinschaften vorweisen.
So lebte der Mensch schon immer in Gemeinschaften, die auf unterschiedlichen Ebenen Schwierigkeiten mit sich bringen. Wir kennen nur vom Hörensagen oder aus Mythen ideale Gesellschaft. Die Menschheit kann scheinbar nur schwer friedlich miteinander umgehen.
Und entsprechend, da es ein urmenschliches Problem ist, kracht es auch in den kleineren sozialen Gefügen häufig im Gebälk - die Familie ist dafür wohl das klassischste Beispiel.
Die Mehrheit der Menschen wird sich, und das will ich hier gar nicht in Frage stellen, in ihren Gemeinschaften, ob gewählt oder geerbt, mehr oder weniger wohl fühlen. Wir arrangieren uns damit, dass es nicht immer optimal läuft und suchen Anschluss, je nach Interesse und Weltanschauung und mit unterschiedlichen Motiven. So dienen Gemeinschaften dem Zeitvertreib, der Zerstreuung oder z.B. beruflichen und gesellschaftlichen Vorteilen.
Wir wissen aus Erfahrung um unsere Probleme mit dem Miteinander und haben Strategien entwickelt, die Probleme mithilfe von Regeln und Institutionen zu lösen. Da ist die Justiz mit Legislative und Exekutive oder das simple Faustrecht mit dem vereinfachten Recht des Stärkeren. Heute hat jeder Kaninchenzüchterverein eine Satzung und ein Regelwerk, welche das Miteinander ordnen und Konflikte vermeiden sollen. In jeder Jugendherberge finden sich Hausregeln, welche dem blanken Vandalismus und der gelebten Rücksichtslosigkeit Einhalt gebieten sollen.
Letztlich, nach zehntausenden Jahren menschlicher Gesellschaften, muss man wohl zugeben, dass es keine politische Lösung gibt, um unser Zusammenleben zu harmonisieren und Kriege und Konflikte zu vermeiden. 
Im Kern liegen die Probleme, bricht man sie denn herunter auf menschliche Charakterzüge, immer in persönlicher Gier oder Angst begraben. Jedes Streben nach Macht (über andere) ist ein Ausdruck eines Strebens nach Sicherheit, welche aus Angst entsteht. Angst, zu kurz zu kommen; Angst, verloren zu gehen, zu verhungern, zu sterben; Angst nicht gehört, gesehen und geliebt zu werden... die Gier nach mehr ist nicht zuletzt auch ein Zeichen für den unstillbaren Durst nach etwas, dass wir im Innern suchen und in dieser Welt nicht finden können.

Die Lösung für die Gesamtheit kann somit nur in der Reifung des Einzelnen liegen. Das bloße Erkennen, dass wir mehr sind, als eine sterbliche Hülle, führt zu Sicherheit und Zufriedenheit; im Erkennen, dass wir im Kern unseres Selbst diese Welt - uns eingeschlossen – kreieren, ist ein liebevolles Miteinander ein selbstverständliches Handeln. Im Gegenschluss bedeutet das aber auch, zumindest vorerst, dass ein derartiges Miteinander wohl eine Utopie bleibt.

Dennoch sind vereinzelt Menschen auf diesem Weg und zugleich auf der Suche nach Anschluss. Die Auswahl ist diesbezüglich begrenzt und taucht in den vorherrschenden gesellschaftlichen Wertesystemen wohl nur als Subkultur auf.
Es braucht eine innere Reife als Voraussetzung für ein wohlwollendes Miteinander. Und ja, die Gemeinschaft von Menschen mit einem hohen Ziel ist erstrebenswert - aus vielerlei Gründen. Wir sprechen über Gemeinschaften, die danach trachten, sich jenseits menschlicher Wünsche und Verlangen (und damit Versuchung) zu bewegen. Welche sich die Entwicklung zum Ziel setzen innerhalb einer fruchtbaren Form der Begegnung.
Für eine Gruppe, welche sich Gott, Brahman oder dem spirituellen Selbst widmet, bedeutet ein gemeinsames Handeln eine Multiplikation von Kraft oder Shakti. Das ist spürbare, oft sehr starke Energie, welche die spirituelle Bemühung beflügelt und erleichtert, und die Bindung zwischen den Mitgliedern dieser Gruppe stärkt.
Die Energie, welche z.B. in einer Meditationsgruppe entstehen kann, die sich diesem Ziel hingibt, wirkt für die Beteiligten wie ein Katalysator. Idealerweise orientiert sich eine solche Gruppe an demjenigen, der in seiner Realisation am weitesten fortgeschritten ist - jemand, der bestimme Transformationen durchlaufen hat, reif dafür ist und weiß, wohin die Reise geht, ohne irgendwelche persönlichen Ziele zu verfolgen. Das ist nötig, damit das Zusammenkommen nicht für profane Zwecke missbraucht wird, wie es manchmal zu beobachten ist.
In einem Kloster kommt diese ordnende Vorbildfunktion immer einem Oberhaupt zu, was Vor- und Nachteile mit sich bringt. Die feste Organisation ist solange ein Vorteil, wie das Oberhaupt realisiert ist und die Ausrichtung rein hält. Es ist ungeheuer wichtig, dass die Ausrichtung hundertprozentig dem Zweck der tieferen Erkenntnis dient.
Deshalb ist es kein normales Miteinander, sondern eine exklusive, nicht alltägliche Oase in unserem sonst recht turbulenten Leben, die überdies nicht jedem offensteht. Nicht, weil es nicht erlaubt wäre, sondern weil es keine persönliche Entscheidungsebene gibt, die dies ermöglicht. Es ist schlicht für die meisten Menschen nicht von Interesse. Sie könnten sich nicht dafür entscheiden, weil es in ihrer individuellen Programmierung keine Option dafür gibt. Es braucht dafür das innere Streben nach Selbsterkenntnis und Transformation.
Auf dieses Ziel konzentrieren sich die Gruppen, über die wir hier sprechen, auch wenn unterschiedliche Begrifflichkeiten gewählt werden. Manche bauen an einem inneren Tempel, andere geben sich Gott hin, wieder andere heizen das Shakti und damit die Kundalini an, um die Realisation zu erreichen. Letztlich beflügeln viele Wege die transformatorische Kraft, welche die göttliche Natur offenbaren kann.
Ja, diese Gemeinschaften sind speziell und es kann auch innerhalb dieser Gruppen zu Schwierigkeiten kommen. Bereits profane Gespräche zwischen Menschen, die zu sehr gedanklich verhaftet sind, können dem intrinsischen Feld das Momentum rauben, welches sich in einer solchen Gruppe als transformatorische Kraft bilden kann. Jeder Einzelne wirkt durch seine Haltung und Ausrichtung mit. Das wichtigste Ziel im Leben sollte idealerweise die Realisation sein – das Erkennen von Gott, der Wahrheit, unserem spirituellen Kern. Nur dann kann sich der Erhalt der Gemeinschaft und das Wohlwollen untereinander jenseits einer übergestülpten Moral bewegen. Ethik und Moral sind anfällig, da sie ohne tiefere charakterliche Wurzeln, wie ein vertrocknetes Blatt im Wind, schnell ihren Halt verlieren.
Natürlich bleibt eine ideale Gemeinschaft nur ein Ideal. Das kann nach meiner Erfahrung ansatzweise in Zusammenkünften erreicht wird, in welchen die Ebene persönlicher Ziele und Wünsche durchbrochen wird und in welchen Liebe ein bedingungsloses Gut ist.
Den meisten von uns bleibt vorerst nur die Arbeit des Erkennen des Selbst und die Freude an den Menschen, die, mit welcher Methode auch immer, einen ähnlichen Lebensweg verfolgen. Die Welt an sich bleibt ein Spielplatz der Möglichkeiten und der Kontraste. Nach Murphys Gesetz: alles, was schief gehen kann, wird auch schief gehen.

Samstag, 23. Mai 2020

Lebenslanges Wachstum

Ein riesiger Vorteil, den ich auf einer menschlichen Ebene in der Spiritualität i.S. des Erkennens des Selbst sehe, ist die Möglichkeit des lebenslangen Wachstums, der ständigen Veränderung. Denn genauso wie das Altern (vgl. hierzu https://freieintuition.blogspot.com/2020/03/bewusstsein-und-altern-wie-kannst-du.html ) ist auch der Stillstand im Leben ein befremdlicher Zustand für das Bewusstsein. Was bleibt für eine Aussicht, wenn die Familie gegründet, alle Karriereleitern erklommen und alle Hobbys ausgelebt wurden? Zumal vieles an Glanz und Spannung einbüßt mit den Jahren. Kein Wunder, dass viele Menschen in eine Midlifecrisis schlittern und sich ein Stück der jugendlichen Aufregung zurückholen wollen.
In jungen Jahren ist alles neu und spannend, der berufliche Weg steht noch offen, die Ideale sind noch frisch und die Welt wartet geradezu auf das persönliche Erblühen in allen Lebensbereichen. Das kann eine sehr befriedigende Zeit sein und den Menschen beflügeln.
Ein paar Jahrzehnte später hat sich das meist drastisch relativiert und mit zunehmenden Alter kann die Welt plötzlich wieder ein sehr kleiner Ort werden. Die Jahre fliegen dann einem dann nur so um die Ohren, während die Möglichkeiten zu schwinden scheinen. Natürlich variiert das von Mensch zu Mensch – die Tendenz ist aber bei den meisten zu beobachten.

Es ist nicht verwunderlich, dass besonders ab Mitte vierzig viele Menschen anfangen zu suchen. Nicht jeder kauft sich einen Porsche und sucht nach einem neuen, erschreckend jungen Partner. Manche begeben sich auf die Suche nach einem tieferen Sinn, der im profanen Leben nicht so leicht zu finden ist. Es wird nach Heilung für die Wunden gesucht, die das Leben so mit sich bringt. Manch einer findet dabei in der Meditation eine tiefere Befriedigung.
Aber warum ist das so?
Zunächst einmal beruhigt sich in der Meditation der Geist. Das geschieht meist schon in den Übungen, die als Meditation verkauft werden aber letztlich nur Konzentrations- oder Kontemplationsübungen sind.
Die Gedanken und damit die aktiven Wunschgedanken werden erst einmal weniger. Wenn dies geschieht kann das natürliche, innewohnende Glück zum Vorschein treten. Überdies finden Veränderungen in der Persönlichkeit statt.
In der eigentlichen Meditation wird das tiefere Selbst schrittweise erkannt. Der Mensch erlebt dadurch eine entsprechende Transformation mit der das Umfeld oft gar nicht zurecht kommt. Viele Beziehungen zerbrechen, wenn der Mensch sich verändert bzw. seine Weltsicht nicht mehr mit denen seiner Mitmenschen übereinstimmt. Es folgen manchmal Phasen des Alleinseins, nicht zu verwechseln mit Einsamkeit(!), und neuen Bekanntschaften, die besser die eigene Perspektive nachvollziehen können.
Für mich war in diesem Prozess immer spannend zu sehen, wie beliebig plötzlich die sogenannten eigenen Meinungen zu allen möglichen Themen werden. Meinungen oder Ansichten verlieren an Konsistenz und werden wechselhaft, wie es normalerweise nur bei jungen Menschen der Fall ist. Das ist nichts schlechtes, da Meinungen extrem austauschbar und im Grunde bloß festgefahrene Gedanken sind. Das Gedankenleben versucht sich durch eine Meinung zu orientieren und die Persönlichkeit zu festigen. Erkennt der Meditierende, dass die Person lediglich ein weiteres Bündel an Vorstellungen ist, lösen sich diese Bindungen an Meinungen einfach auf.
Den normalen Geist wird hierbei vielleicht die Sorge an eine wachsende Profillosigkeit, ein ungehöriges Desinteresse oder furchtbares Phlegma beschleichen. Und ja, die Sicht auf das Leben und die Teilhabe daran ändern sich durchaus – aber nicht zum Schlechteren. Es kann nicht schlechter sein, wenn der Mensch ruhiger, netter und mitfühlender wird... aber das mag jeder anders sehen.
Es ist jedenfalls spannend, wenn man keine Ahnung hat, mit welchen Augen, aus welcher Perspektive man das Leben im nächsten Jahr sehen darf. Ich erkenne, was vor fünf Jahren an Gedanken und Zielen präsent war und wie sich das über die Jahre ständig verändert hat. In dem Wissen, dass der eigenen Natur eine unendliche Tiefe innewohnt, kann kein Stillstand stattfinden. Es ist lebendig und spannend, bis zum letzten Ausatmen und darüber hinaus.

Mittwoch, 13. Mai 2020

Bewusstsein, die Welt und die Frage nach einem erfolgreichen Leben

Der allgemeingültige, wissenschaftliche Ansatz zur Entstehung unserer Welt und unseres Bewusstseins proklamiert eine relativ klare Reihenfolge: in einer Art Urknall entstand das Universum, darin die Sterne und Planeten; auf dem Planeten entstand Leben; im komplexen Leben entstand dann letzter Instanz Bewusstsein (im Gehirn bzw. Nervensystem).
Von der Materie zum Bewusstsein: auf diese gelernte Weise nimmt der Mensch seine Position im Universum wahr: ein winziges verlorenes Lebewesen in einem unendlichen Universum - Leben ohne wirklichen Einfluss.

Diese materielle Sichtweise existiert rein gedanklich als wissenschaftliche Erkenntnis – sie hat nichts mit einer direkten Erfahrung zu tun. Sie ist auch nicht unumstritten: so gab und gibt es immer wieder Wissenschaftler, wie der Physiker John Wheeler oder auch Stephen Hawking, welche das Bewusstsein als Faktor für die Beschaffenheit des Universums berücksichtigen wollten.
Aus wissenschaftlicher Sicht kann und will ich das auch gar nicht beurteilen, was die Quantenphysik für theoretische Blüten treibt und wie diese wissenschaftlich diskutiert aber auch esoterisch missbraucht werden, um wilde Theorien zu stützen.
Ich kann an dieser Stelle nur berichten, wie sich der Blick auf die Welt ändert, wenn man täglich meditiert. Es ist eine klare und direkte Erfahrung, dass es keine Trennung zwischen Bewusstsein und Welt gibt. Als untrennbarer Teil der Erscheinungswelt erscheinen im Bewusstsein sowohl Geist und Körper, als Gedanke, Emotion, Empfindung... Die Welt wird zu einer direkten und unpersönlichen Erfahrung, weil die sogenannte Persönlichkeit in ihre Bestandteile zerlegt und nicht mehr durch Gedanken, Erinnerungen und Assoziationen zusammengesetzt wird. Diese existieren als lose Einzelteile im Erfahrungsraum des ICH BIN, dem Bewusstsein, aus welchem die Aufmerksamkeit entspringt, welche die Erfahrung überhaupt ermöglicht. Das Bewusstsein wird dabei zur Matrize für die Welt und alles was erscheint, d.h. die Welt existiert, anders als im materiellen Weltbild, ausschließlich innerhalb des Bewusstseins.

Auf eine meditative Weise die Welt zu erfahren, ist eine höchst natürliche Erfahrung, die dennoch nichts mit der erlernten menschlichen Wahrnehmung zu tun hat.
Ich gebe gerne ein Beispiel. Gestern habe ich eine kleine Wandermeditation gemacht. Man wandert dabei vorzugsweise durch die Natur und befindet sich dabei in einem meditativen Zustand. Es wird lediglich bemerkt, wie alles geschieht: das Laufen, Sehen, Hören, Empfinden... Alles findet statt, ohne das sich die Aufmerksamkeit darin verliert – diese ruht in ihrer Quelle. Losgelöst von den empfundenen Beschränkungen verändert sich die Welt dramatisch. Die Farben intensivieren sich, das Grün der Bäume wird leuchtend, das Vogelzwitschern ist intensiver, die Welt erscheint wabernd, wie in einem Traum...
Es ist als direkte Erfahrung spürbar, dass in der Kreation dieser Erscheinungswelt, nichts als Freude und Liebe steckt. Nichts, was darin passiert ist so real, wie wir Glauben mögen, aber es ist eine kraftvolle Erscheinung, die wir mithilfe eines Vehikels aus dieser Erfahrungswelt begreifen dürfen. Der Körper wird plötzlich als Geschenk wahrgenommen, wie ein U-Boot, welches uns erlaubt, zum ersten Mal die Tiefsee zu erleben.
Mit der Aufmerksamkeit im Bewusstsein ruhend, wird deutlich, dass wir als Vehikel einerseits ein Teil dieser Erscheinungswelt sind, aber niemals von dieser Welt sein können.

Da kann es keinen Wunsch mehr geben, irgendetwas in dieser Welt verändern zu wollen. Wer sollte so etwas tun? Und warum? Die Ursache für ein Warum ist ein Gedanke, eine fixe Idee, die irgendwelche Hoffnungen nährt. Dabei ist alles in dieser Welt derart, wie es das Bewusstsein ausspielt. Unendliche Variationen des Lebens, der Lebenserfahrungen – das gesamte Spektrum von möglichen Erfahrungen wird aus unendlich vielen Perspektiven erlebt. Ganz gleich, ob diese als schön oder hässlich wahrgenommen werden. Als Teil davon sind wir eine dieser unendlich vielen Perspektiven, jedoch immer mit der Wahl, einen Schritt zurück zu treten und das Spiel als solches und unsere wahre Natur zu erkennen.

Bleiben wir aber auf der Ebene des menschlichen Spiels. Menschen interpretieren ihr Leben und alles, was um sie herum geschieht. Ohne Interpretation wären wir gar nicht in der Lage zu glauben, dass wir ein getrenntes menschliches Wesen sind. Wir summieren im Geist die Einzelteile, bestehend aus Erinnerungen, Wahrnehmungen, Gedanken und formen daraus eine Person und eine Welt. Die Illusion wird im Geiste perfekt.
Wir interpretieren die Welt aber überdies in nutzlose Kategorien, wie Erfolg oder Misserfolg, gut oder schlecht, und versuchen selbst auf der Sonnenseite des Lebens zu stehen. Während das Leben als Person schon Leid verursacht, schaffen diese Kategorien noch größeres Leid.
Dabei wird nicht gesehen, dass wir mit oder ohne Urteil handeln werden, wie es die Natur von Körper und Psyche gebietet. Körper und Geist ändern sich durch Ereignisse im Leben – je dramatischer die Erfahrung, desto einschneidender die Veränderung an Körper und Geist. Ein Trauma kann beispielsweise die Lebensweise drastisch ändern.
Während einer Wandermediation, ohne direkten Bezug zu einer Person, läuft der Körper von selbst, wie er es gewohnt ist. Wir grüßen Menschen, die uns begegnen, ohne einen Gedanken daran zu verlieren. Es wird automatisch auf sämtliche einströmenden Reize reagiert. Körper und Psyche funktionieren so, wie sie durch die Ereignisse programmiert wurden - wie ein Automat und daran ist nichts seltsam.
Das bedeutet, wenn der Mensch z.B. in dieser Welt unter einer Form von Misserfolg leidet und die Entscheidung in der Psyche getroffen wird, sich Hilfe zu holen, dann ist diese Entscheidung eine Folge der psychischen Prägung. Je nach Prägung wird ein Motivationscoach bevorzugt oder aber ein Psychologe oder ein Astrologe, je nach Erfahrungshintergrund bzw. Programmierung.
Daraus kann Erfolg oder aber weiterhin kein Erfolg im Leben resultieren. Wer ist dafür verantwortlich? Ist es der Mensch, der den Gedanken an Hilfe hatte und dann entweder die erhaltenen Ratschläge umsetzen oder nicht umsetzen konnte, verantwortlich für den Erfolg oder Misserfolg?
Was ist der Mensch? Auf welche psychische Grundlage fällt ein Gedanke? Wer bestimmt die Ereignisse in dieser Welt? Wer entscheidet?

Für den menschlichen Geist klingen Ansätze von eingeschränkter menschlicher Entscheidungsfreiheit fatalistisch. Der Mensch in seinem Bestreben, sich zu erhalten, zu schützen und erfolgreich zu sein, wird seine Existenz als Person nicht in Frage stellen, auch wenn es dauerhaftes Leid bedeutet. Der Geist strebt immer nach Selbsterhalt und akzeptiert dabei die größten Leiden aus Liebe zu sich selbst.
Es kann aber nicht fatalistisch sein, wenn wir die Illusion an eine Person verlieren, weil wir erkennen, was da aus unseren Augen schaut. Wenn wir erkennen, das in unserem eigenen Bewusstsein alles entsteht. Dass wir selbst im Anfang von allem ruhen. Welchem fatalistisch anmutenden Schicksal könnten wir dann ausgeliefert sein?

Das eröffnet die Frage ob es Auswirkungen auf die Erfahrungswelt hat, wenn wir unsere Natur erkennen? Ändert sich etwas?
Natürlich tut es das - spätestens, wenn es keine Rolle mehr spielt. Veränderungen innerhalb der Erfahrungswelt geschehen in einem individuellen zeitlichen Rahmen. Wenn wir z.B. unsere Ängste nach und nach verlieren (vgl. hierzu https://freieintuition.blogspot.com/2020/03/spiritualitattraurigkeit-und-depression.html ), dann ändert sich auch unser Verhalten. Erkennen wir mehr die Schönheit des Lebens, ändert sich nach und nach unsere gesamte Erfahrungswelt. Das hat aber nicht unbedingt etwas mit unseren ursprünglichen Vorstellungen von einem erfolgreichen, schönen Leben zu tun, die unser Gedankenleben so produziert. Es gibt Menschen, die sitzen im Gefängnis, erkennen ihre Natur und leben fortan glücklich in ihrer Zelle. Und das war sicherlich nicht ihre ursprüngliche Idee von Erfolg.

Der Ansatz ist hier natürlich an anderer als bei jemandem, der einen Therapeuten aufsucht, um nach bestimmten Maßstäben sein Leben zu verbessern. Ganz gleich, welche Therapien eingesetzt werden: sie sind immer Bestandteil dieser Erfahrungswelt und damit Teil dieser Illusion. Das, was diese Illusion kreiert, kreiert eine unendliche Zahl an Möglichkeiten, dazu zählen erfolgreiche Therapien, Rückfälle, unerwartete Ereignisse etc.
Im Erkennen dessen hingegen, dass wir vollständig und im Frieden sind, entfällt der Wunsch nach Verbesserung. Auch, wenn dieser Prozess dauern kann, ist er von erheblicher Tragweite für diese Realitätsebene. Akzeptanz, die niemanden braucht, um gelebt zu werden, nimmt jede Erfahrung, einfach, wie sie ist, da nicht unterschieden und geurteilt werden muss. Es wird erkannt, dass der Frieden, der immer da ist, keine Bedingung braucht, um gelebt zu werden.

Dienstag, 12. Mai 2020

Jeder Moment

Erlebe den Tag, als ob es Dein erster wäre
Frisches Leben, im Augenblick kreiert
Neu in jedem zeitlosen Moment

Kein fahler Gedanke
Keine Erinnerung an ein Gestern
Kein Interesse an einem Morgen

Hier, ganz und absolut, entsteht alles in einem Rauschen von Göttlichkeit
Vor jedem Problem
Vor jedem Schmerz
Bevor das Ich ein Du erkennt
Ist bloß Schönheit und Glanz!

Dienstag, 5. Mai 2020

Schläfer mit offenen Augen

Die Krise definiert unsere Gesellschaft neu, raubt hinterrücks Rechte und führt Auflagen in Form von Gesetzen ein, welche unvorbereitete, angstfreie und demokratieliebende Menschen sehr stutzig werden lässt. Die Krise ist dabei in erster Linie kein ominöses Virus – davon hat die Menschheit schon unzählige und schlimmere erlebt und überlebt - sondern schlicht profane Machtgeilheit, welche am liebsten mit ihrer armleuchtenden Schwester, der ´totalen Kontrolle´ daherkommt.
Umso wichtiger ist es, sich jetzt nicht in die Angst zu flüchten und überrennen zu lassen. Der Schläfer, der mit offenen aber blinden Augen durch die Welt geht, kann der Angst nicht entkommen und ebenso wenig der Sorge vor möglichen Konsequenzen. Er muss sämtliche Register zum Selbstschutz ziehen und blind vor Angst handeln.
Entscheide niemals ängstlich und von Sorgen beladen. Es kann nichts Gutes dabei herauskommen - die Saat bestimmt die Ernte. Erkenne die immerwährende Schönheit und bade in ihr. Das ist der sichere Stand, aus dem heraus ein guter Schritt in die richtige Richtung getan werden kann. Auf diese Weise handelst du auch nicht frustriert und aggressiv, sondern aus Liebe zum Sein.
So wird die Krise zur Chance: zur Chance auf Freiheit und Erkennen. Gib den Gefühlen und den Sorgen den Raum, den sie wirklich brauchen. Schaue genau, wer es ist, der sie erkennt. Dieses Erkennen schafft den Raum, damit alles was aufsteigt auch tatsächlich frei werden kann im unendlichen Raum des Seins. Was bleibt ist Sehen, Hören, Spüren... vereint in der reinen Existenz, die du bist.
Auf diese Weise ist keine Macht der Welt in der Lage, dich zu beschränken, weil keine Macht von dieser Welt an das reicht, was du schon immer warst. Du gehst mit offenen Augen durch diese Realität, handelst frei und scheust keine Konsequenzen.

Samstag, 2. Mai 2020

Extreme meditating...

Nicht immer legt das Leben die scheinbar idealen Bedingungen zum Meditieren bereit. Muss es auch nicht. Es gibt keine schlechten Bedingungen zum Meditieren. Entsprechend kann ich keine Ausreden gelten lassen. Und davon hört man viele.
In meinem Leben gibt es mitunder Phasen, in denen ich körperlich unglaublich müde bin. Ich kann dann nicht im Sitzen meditieren, weil ich ansonsten einschlafen würde. Ich packe mir dann einige Kissen in den Rücken und unter den Kopf und meditiere in einer halb liegenden Position. Das entlastet den Körper und lässt mich einen meditativen Zustand geradewegs am Rande zum Einschlafen einnehmen. Obwohl der Schlaf nicht zustande kommt, ist der Körper nach einer einstündigen Meditation erholter.
Es gab auch Zeiten, in denen ich kaum Ruhe bekomme und ständig Lärm um mich war. Ich habe schon meditiert, als jemand auf mich einbrüllte, monatelang eine Baustelle vor meinem Fenster war oder die sogenannte Existenz auf dem Spiel stand.
Es gibt keine Ausreden. Es gibt nur Chancen, zu prüfen, was uns zu hindern scheint. Aber was soll uns hindern zu sein, was wir sind?
Wenn du glaubst, dich über die Bedingungen aufregen zu müssen, seien sie nun, wie beschrieben, äußerlicher oder aber innerlicher Natur, dann spielt das keine Rolle. Meditation ist ein natürlicher Zustand in welchem die Aufmerksamkeit in sich selbst ruht. Was passiert also, wenn wir die Aufmerksamkeit von allem (wirklich allem!) nehmen, was erscheint? Ob nun innerlich als Gefühl oder Gedanke oder äußerlich als Lärm oder dauerquasselnder Mensch, der auf dich einredet.
Egal, was erscheint oder was du mit Worten beschreiben kannst – lege kein Aufmerksamkeit darauf und belasse diese in ihrer Quelle. Das ist eine Übung, die dauerhaft gelebt werden kann. Keine Angst, alles kann dabei wie immer geschehen. Der Körper und der Geist bilden einen beschränkten Automaten, der handelt, wie er halt handeln muss. Das heißt, du kannst, wie gewohnt, dummes Zeug erzählen, und die Aufmerksamkeit ruht trotzdem im SEIN. Dir wird höchstens bewusst, dass du nicht die Person bist, sondern diese in dir stattfindet. Das ist höchst amüsant. Aber lass dann auch das fallen und bleibe in der Stille, die ganz natürlich mehr Raum einnimmt. Sie ist deine wahre Natur und dabei unbeschreiblich.
Du meinst, es gelingt dir nicht, die Aufmerksamkeit in sich selbst ruhen zu lassen? Dann beobachte den Ärger und die Frustration, die aufsteigen und frage, wer dies wahrnimmt.
Und ja, es ist eine schlechte Angewohnheit zum Beispiel ständig den Gedanken folgen zu müssen. Das ist lästig wie jede andere Sucht. Überaktives Denken ist etwas, zu dem wir erzogen werden und das als wertvolles Gut angesehen wird. Überaktive Gedanken sind aber wie Brechdurchfall – sie machen nicht wirklich Freude, sondern erzeugen Leid.
Der Aufmerksamkeit zu gestatten, in sich zu ruhen, braucht Zeit und Geduld und vor allem die Gnade der Bereitschaft.
Wer einmal ernsthaft meditiert hat und diesen unermesslichen Frieden, der wir alle sind, nur ein wenig gespürt hat, der wird diesen Weg gehen. Solange die Meditation aber Mühe bedeutet und zu einem Lebensstil gehört, wurde der erste Schritt nicht einmal begonnen.
Meditation kann keine Mühe sein, sie ist auch nicht Konzentration – sie ist gar keine Handlung. Sie ist die reine Untätigkeit, die ultimative Entspannung. Sie bedeutet, zunächst einmal im reinsten Sein zu ruhen, bevor überhaupt jemand auftauchen könnte, der aktiv wäre. ICH BIN ist die Grundlage der Existenz, bevor die Welt oder die Person darin auftauchen kann. Dieses Empfinden für Existenz begleitet uns ständig. Es braucht keinen Gedanken, um auf die Frage zu antworten, ob es mich gibt. In diesem Empfinden für Existenz, der ersten Realisation für das SEIN, kannst du ruhen, was auch immer in der Welt, die in diesem SEIN erscheint, auch immer geschehen mag.
Also, extreme meditating statt extreme thinking... leg los!