Freitag, 21. August 2020

Dankbarkeit als größtes Geschenk

Dankbarkeit als größtes Geschenk

„Dankbarkeit ist Magie“, las ich letztens. Und das stimmt. Von Herzen kommende und damit innerlich wogende Dankbarkeit ist pure, kreative Kraft. Sie kann nicht nur das Leben formen, sondern ist ein regelrechter Turbo für den Prozess der Selbsterkenntnis.
Dankbarkeit ist aber eine Fähigkeit, über die nicht jeder direkt verfügt und die oft neu erlernt werden muss. Nicht jeder weiß, wie man sich dieser Haltung annähern kann. Es kommt erschwerend hinzu, dass ihr Wert nicht erkannt wird in Gesellschaften, die darauf ausgelegt sind, sich auf Probleme und Mangel zu fokussieren und alles Erreichte auf die persönliche Leistungskraft zurückzuführen. Qualitäten wie Segen und Gnade werden dabei ausgeblendet und schlicht negiert. Nein, für Dankbarkeit braucht es ein anderes Weltbild.
Zunächst stellt sich aber die Frage, wem gegenüber wir dankbar sein sollten und vor allem für was? Letztere Frage beantwortet sich leicht: für alles. Es gibt nichts, was einem wirklich Suchendem auf seinem Lebensweg nicht hilfreich ist – auch, wenn es nicht so scheint.
Warum sollte jemand z.B dankbar sein, wenn sein Fahrrad geklaut wird? Sind nicht Trauer, Wut und das Streben nach Konsequenzen für die Zukunft viel naheliegendere Reaktionen? Sicherlich stimmt das. Für jemanden, der wirklich schaut und wissen will, was er ist, sind solche schmerzvollen Erfahrungen aber darüber hinaus wertvolle Hinweise.
Das Unbewegte beobachtet die Gefühle, die erscheinen – ob diese nun als schmerzvoll oder schön interpretiert werden. Dieses dahinter liegende Unbewegte zu erkennen und den Frieden, der dabei gewahr wird, lässt meist schon ohne weiteres Bemühen Dankbarkeit im Menschen aufkommen. Dankbarkeit, die, einmal erkannt, nur noch gepflegt werden muss.
Bevor die Dankbarkeit gegenüber schwierigen oder sogenannten negativen Erlebnissen aufkommen kann, müssen bereits erste Schritte gemacht sein. Erste Schritte im Hinblick auf die Fähigkeit, das äußere und innere Erleben aus der Perspektive des Beobachters zu betrachten.
Dankbarkeit erfordert auch eine Beziehung zum unsichtbaren Leben, zu dem, was das Leben durchströmt und kreiert. Dankbarkeit und Gebet können hier durchaus als Synonyme behandelt werden. Der Dank ist das wirkungsvollste Gebet, da es von Liebe getragen wird.
Hier muss erklärend zugefügt werden, dass auch (und vielleicht sogar besonders) solche Menschen beten, die erkennen, dass hinter allem ein universelles Bewusstsein wirkt.
Dem universellen Bewusstsein können und sollten wir auch eine Form geben, da das universell göttliche viele Aspekte und Prinzipien enthält, die wir besonders lieben und die unser Erkennen im besonderen Maße fördern. Denn es geht nicht nur um reines Erkennen, sondern auch um die Liebe, welche durch Hingabe erblüht. Der Fokus im Gebet auf eine Gottesform, wie z.B. Jesus, Buddha, Ishvara, Krishna oder ein Prinzip wie Liebe, Leere, Energie, kreiert ein Gefäß des Göttlichen, welches wir direkt ansprechen können. Das ist eine direkte Adresse, die einen Dialog der Liebe erlaubt - ein Geben und beschenkt werden.

Wir selbst sind dieses universelle Bewusstsein und können dies in der Meditation und im meditativen Erleben erkennen. Was durch meine Augen schaut ist einfach nur ICH BIN. Und in diesem ICH BIN, der göttlichen Bewegung zur Individualität, beginnt bereits die Ausdehnung in den unsichtbaren, göttlichen Raum, der wir selbst sind. Dieses Erkennen ist bereits die größte Gnade, da sie uns aus den Fesseln des Glaubens an menschliche Begrenzung und Isolation befreit. Das Gebet und die Dankbarkeit für diese Gnade fördert das weitere Erkennen, da die Dankbarkeit die Verbindung zu dem stärkt, was wir im Grunde selbst sind.
Dankbarkeit ist ein liebevoller Fokus auf das Göttliche und dieser Fokus richtet das Leben auf diese Reise in unseren Ursprung aus. Das Leben, welches ein Ausdruck unseres tiefsten Selbst ist, beugt sich der Suche nach der Heimat und ebnet den Weg für das Erkennen. Tief empfundene Dankbarkeit schließt dann nichts mehr aus, sondern bezieht die gesamte Schöpfung ein. Aus dieser Haltung erscheint das Leben selbst wie ein Wunder. Das Schöne wird in allem entdeckt und diese Liebe zum Selbst kann den Weg erleichtern.

Freitag, 7. August 2020

Das Gleichnis der Gleichheit

Das Gleichnis der Gleichheit

Eine auf politische Korrektheit gebürstete Gesellschaft verliert ihre Identität und Freiheit. Wenn nur noch eine Meinung gilt und alle anderen Meinungen mit Sanktionen bestraft werden, ganz gleich, wie gut oder richtig diese Meinung im Moment scheint, dann ist dies gelebter Faschismus.
Dabei ist die Meinungsvielfalt und die Freiheit, eine Meinung ausdrücken zu dürfen, ohne auf ihr zu beharren, ist ein essentieller Fortschritt des Zeitalters der Aufklärung. Es ist die Grundlage jeder wissenschaftlichen Betrachtung, dass eine Annahme nur so lange gültig ist, bis sie widerlegt wurde.
Das gleiche sollte auch für Meinungen gelten. Kann meine Meinung mit Argumenten widerlegt werden, so ist es ein Zeichen von Reife und Aufgeklärtheit, diese Meinung zu revidieren.
Das Beharren auf eine Meinung war zwar immer eine gesellschaftliche Realität. Dieses Fehlverhalten hat aber erst in den letzten Jahrzehnten wieder schleichend und auffallend Einzug in Politik, Wissenschaft und die öffentliche Diskussionskultur gehalten und wurde dadurch zu einem gesellschaftlichen Konsens, der sich in radikalem Verhalten ausdrückt.

Jede faschistische Gesellschaft hat es dabei zunächst "gut gemeint". Zum Schutz des Volkes, zum Wohle der Gesellschaft, für Gott und die Religion. Aktuell, und das können wir tagtäglich verfolgen, sind beispielsweise Fragen um Gender, Rassismus und Wissenschaft von einer gefährlichen Meinungsdiktatur betroffen.
Es werden Kinderbücher umgeschrieben oder aus der Pädagogik verbannt, der Frauensport wird mit neuen Weltrekorden von Transgendern überhäuft, Diskussionen um die Sinnhaftigkeit von Gesichtsmasken und Corona-Tests werden nicht zuende geführt, Massnahmen zum Schutz des Klimas höchst einseitig beleuchtet. 
Es wird lediglich diktiert und über alle Medienkanäle wird die gleiche Meinung verbreitet, obwohl es Diskussionsbedarf gäbe.
Dabei geht es nicht um die Frage, ob eine Massnahme oder Haltung richtig oder falsch ist, sondern, und an dem Punkt müssten wir wieder beginnen, um das Erlauben einer lebendigen Diskussionskultur - vor allem in den Medien, die scheinbar alles kontrollieren.

Die Diskussionskultur hat sich auf ein Stammtischniveau reduziert. Auch scheinen große Teile der Bevölkerung unter großer Diskussionsmüdigkeit zu leiden und verkriechen sich lieber in ihre kleine Privatwelt - alles gut, so lange ich nicht persönlich betroffen bin. Das ist ein Problem in einer satten Gesellschaft, der es nichts ausmacht, eine Meinung vorgekaut zu bekommen und die an eine hehre Moral den Oberen glaubt, welche ihnen selbst schon lange abhanden gekommen ist.

Keine Gesellschaft überlebt ewig und das ist keine Neuigkeit. Zumal unsere Gesellschaftsordnung bereits auf "Exodus" ausgelegt ist. Wie lange geht es wohl gut, wenn ein Prozent mehr als ein Drittel des Vermögens besitzen und dieser Anteil stetig wächst und dieser Prozess durch eine drohende Pleitewelle noch beschleunigt wird?

Das mag jetzt alles sehr kritisch und ernst klingen. So ist es aber gar nicht gemeint.  Denn ein wirkliches Drama ist das alles nicht. Es ist Bestandteil der Geschichte.
Letztlich werden Menschen geboren und sterben wieder, sie gewinnen und verlieren - und das alles in einem Augenblick. Unser Leben ist zu kurz, um es wirklich persönlich zu nehmen. Über die Freiheit unserer Entscheidungen habe ich auch schon geschrieben. Es bleibt eine Illusion.  
Kommen wir deshalb zum Titel dieses Artikels und damit zum eigentlichen Punkt. Im Grunde ist die Gleichmacherei, wie wir sie erleben, eine Perversion einer im Ursprung richtigen Annahme.
Alles ist von der gleichen "was auch immer" durchdrungen.
Richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf ihren eigenen Ursprung im Bewusstsein und bleibt der Blick mit offenen Augen nach Innen gerichtet, dann kann dies leicht erkannt werden. Die Welt, die Objekte darin, der eigene Körper und sogar die Luft sind von dem gleichen Stoff durchdrungen. Nichts in dieser Welt hat tatsächlich eine feste Substanz. Oder anders ausgedrückt: ich kann diese eigentlich virtuelle Welt nur berühren, weil der Körper ebenfalls virtuell ist.
Was wir eigentlich sind, spielt die ganze Zeit nur mit sich selbst. Eigenartige Spiele zugegeben, aber so ist das wohl in einer Welt von mannigfaltiger Dualität.
Diese Sichtweise wird keine Gesellschaft retten. Wer aber immer das Gleiche in allen Dingen erkennt, kann sich über das Drama erheben bzw. erkennen, dass er nie Teil des Dramas war.
Ist der Bogen von der Meinungfreiheit zum Gleichnis des Gleichen arg kostruiert? Sicher doch. Aber es dient dem Erkennen, dass jedes Drama kein wirkliches Drama ist und dass es letztlich nur einen Ausweg gibt. Dem Tod der Person während der Lebenszeit zu erleben und nicht erst mit Angst auf dem Totenbett, wenn der Körper nicht mehr kann.   
Über all dies kann man mal reden - vielleicht hat es eine Wirkung, vielleicht nicht, wer bestimmt das schon?