Sonntag, 22. November 2020

Shine on!

Novembersonne – draußen ist es kühl und dennoch wärmt sie noch angenehm. Unzweifelhaft lebt es sich mit Sonnenlicht ein bisschen leichter - die Welt wirkt einladend und freundlich. 

Unter freiem Himmel stehen und mit zusammengekniffenen Augen die warmen Strahlen genießen. Und wenn es nur ein paar Minuten sind. Welch´ schöne Abwechslung zu den regnerischen Tagen.

Die Sonne scheint durch die kahlen Baumkronen. Sie ist wie ein Gleichnis für etwas, das ich kaum beschreiben kann, ohne kitschig zu klingen. Sie erinnert an das Licht, welches mich jede Nacht umhüllt, wenn ich mit geschlossenen Augen im Bett liege. Wenn plötzlich alles hell und warm wird und das Leben nicht leichter sein kann.

Da sind diese Assoziationen, wie liebevoll und schützend. Das Licht wirkt wohlig - es spendet Leben und hält uns warm. Und es erinnert an das, was viele erleben, die sich in die Stille fallen lassen. „Das Licht des Herzens“, muss ich denken – die abgegriffene Umschreibung, die ich vermeiden wollte; die Umschreibung, die den Nagel aber auf den Kopf trifft. Es ist unser Zuhause, unsere innere Heimat, welche doch immer hier ist. 

Bedingungslose Liebe ist ein Tor in die Stille, unser eigentliches Wesen. Hier, wo es kein Zweites mehr gibt, wortlos, unbeschreiblich.

Aber bereits im Licht versiegen die Gedanken und vermögen das Gemüt nicht zu beschweren. So sind es doch meist bloß die Gedanken an gestern oder morgen, welche jeden Moment ruinieren können und daran hindern, uns mit den Wundern des Lebens treiben zu lassen. Bleischwer lassen sie uns im Fluss des Lebens untergehen, bis wir im trüben Schlamm kleben und uns die Dunkelheit umhüllt. 

Manchmal helfen ein paar Sonnenstrahlen, um uns an die Leichtigkeit im Leben zu erinnern, 

Sonnenlicht ist in dieser Zeit ein schönes Geschenk.“, kommt mir abends in den Sinn, während ich für den Tag danke. Die schönen Dinge sind oft so einfach und doch so wundersam.


 

Sonntag, 8. November 2020

König des Herzens

Gehört dein nächster Gedanke jemandem? Frage dich, wer dieser Jemand sein sollte - suche nach ihm. Was findest du? Erinnerungen? Vorstellungen? Eine Geschichte? Ein Gefühl oder eine Empfindung? Könntest du das sein? Vergänglich, kurz aufflackernd? Suche weiter, wenn es dir möglich ist. Es ist eine Gnade, genau hinschauen zu wollen – das Verlangen zu haben, sich selbst zu erkennen.

Die Suche endet im Nichts. Zwischen den Gedanken und Gefühlen ist immer Leere. Und das, was sowohl die Bewegungen im Geiste als auch die Leere bemerkt, ist zwar immer da aber nicht zu fassen, nicht zu begreifen.

Dieser Jemand steht im leeren Raum und ist nicht existent, wenn wir ihn suchen. Nichts als Schall und Rauch, Worte und Trugbilder.

Du findest nur das Erkennen an sich. Das Erkannte, der Erkennende und das Erkennen verschmelzen, sind eins. Nur der Geist trennt, der Verstand seziert in Millionen Teile. Lass dich von der Illusion der Vielfalt nicht ablenken.

Der Blick darf im Herzen ruhen, still und klar, mitten im Licht, das du dort erkennen kannst. Bleib mit der ganzen Aufmerksamkeit hier und lass alles andere geschehen.

Keine Gedanken, kein Wunsch, ein Jemand zu sein. Wir alle sind der gleiche Niemand, ein glückliches, paradoxes, extrem reiches Nichts. Ein Nichts, das wir niemals verstehen und an das der Verstand nicht reicht. Hier darf alles fallen, was einem Jemand scheinbar gehört.

Ja, es bleibt immer die Versuchung, ein Jemand zu sein. Ein Jemand mit Grenzen, jemand, der alleine ist oder aber in schlechter Gesellschaft. Jemand braucht immer jemand, irgendwas und das nächste. Und ein Jemand weiß, dass auf Sonnenschein der Regen folgt und umgekehrt. 

Jemand ist niemals frei aber muss immer wichtig sein.

Dualität oder Freiheit, Bedürfnis oder Liebe, Saturn oder Sonne... ersteres braucht immer einen trügerischen Jemand, um überhaupt relevant zu sein; letzteres ist einfach, was wir alle sind.

Im Herzen kann ein Jemand nicht existieren. Ohne Gedanken stirbt er einfach und niemand wird ihn vermissen. Die Qualität des Herzens ist nicht fassbar und bedingungslos. Da ist niemand ein König, sondern ein Königreich ohne Grenzen, ohne Anfang und Ende.

Der König des Herzens ist allumfassend, unpersönlich und grenzenlos. Er verschwindet in der Liebe zum Sein und zeigt seine Qualitäten in einem Jemand, der erkannt hat, dass er immer ein Niemand war.