Dienstag, 21. April 2020

Meditation 4 Stille und Gedanken

Die Zeit

Ein Baumeister, einst stark und geschickt
Seiner Zeit voraus, mit Gaben bestückt
War ein großes Talent auf seinem Gebiet
Begnadet, begünstigt und von Gott geliebt

Sein halbes Leben war er ein Meister
Reichtum und Frauen, er lebte immer feister
Er schaffte gerne, viel und schnell
Sein Licht brannte überaus klar und hell

Ging es ums Bauen und Errichten, machte ihm keiner was vor
Manch Lehrling in Ehrfurcht ewige Treue ihm schwor
Auf seinem Gebiet war er äußerst weise
Nicht bescheiden, nicht schüchtern, war niemals leise

Nichts brachte seinen Ehrgeiz ins Wanken
Nichts wies seinen Stolz in Schranken
Reichtum und Anerkennung in großer Fülle
Prächtiges Leben in Harmonie und Idylle

Aber beständig wie ein Fluss, so verrann die Zeit
Nagte langsam an Körper, Gesundheit und Geist
Da lässt sich nicht feilschen, nichts ändern, nichts drehen,
Die Zeit, als sturer Verwalter, bleibt einfach nicht stehen

Nichts was je erschaffen und geboren
Geht nicht in Zeit und Raum verloren
Versuch dich zu winden und zu widerstehen
Du stolzer Baumeister wirst in ihr untergehen

Den Wandel der Zeit will nicht jeder verstehen
Den schwindenden Ruhm nicht gerne einsehen
Unser Verbleiben auf Erden ist nun mal beschränkt
Anerkennung und Talent nur auf Zeit geschenkt

Immer erneut wiederholt sich die Geschichte
Immer wieder halten sich die Gerüchte
Wir könnten verändern den Lauf der Zeit
Zum Vergehen und Sterben scheinen wir niemals bereit

Die Lösung liegt dabei doch auf der Hand
Ob Baumeister, König oder weniger bekannt
Erkenne in dir, was sich nicht verändern wird
Denn die Wahrheit, außerhalb der Zeit, sicher niemals stirbt

Samstag, 18. April 2020

Nicht sein oder gar nicht sein – Tiefschlaf, das „Ich bin“ und die Welten

Die Freiheit, nicht sein zu müssen, sondern lediglich zu dürfen, ist die schönste Befreiung von der Schwere des Lebens. Jede Nacht werden wir daran erinnert und fallen in einen süßen Tiefschlaf, einen Nicht-Zustand, der Abwesenheit von jedem Dasein. Das ist keine unangenehme Zeit. Die Zeit, in der wir nicht sind, ist, im Gegenteil, lebensnotwendig. Es ist reiner Genuß, nicht da sein zu müssen und es ist scheinbar ein Lebenselixier für Körper und Geist.
Die Person verschwindet in der Befreiung und wir werden jede Nacht daran erinnert, wie gut sich das anfühlt. Ein wichtiger Hinweis ist, dass wir ohne Tiefschlaf als Mensch gar nicht überleben können. So anstrengend und fordernd ist der sogenannte Wachzustand, die Zeit der Identifikation und des Dramas. Aber bevor wir aufwachen, kreiert unser Bewusstsein eine Phase des Träumens. Auch in dieser Traumzeit sind wir oft nicht die gleiche Person mit dem gleichen Leben und der gleichen Familie, die wir vom Wachzustand gewohnt sind. Manchmal spielen wir eine jüngere Version oder eine andere Person, haben neue Freunde oder eine andere Liebschaft. Und das alles fühlt sich völlig normal an, vielleicht aufregend aber nicht ungewohnt. So schnell und so oft legt unser Bewusstsein jede Nacht ein neues Kleid an, dass es eigentlich nachdenklich machen müsste.

Die Tatsache, dass unsere tägliche Identifikation mit der Person im Spiegel nur ein dünnes Brett ist, wird aber einfach so hingenommen. Es war halt nur ein Traum. Dabei wird übersehen, dass die Empfindung von „Ich“ völlig präsent ist: wir beobachten und handeln und sind uns dessen bewusst. Wir erinnern uns sogar oft an die Ereignisse, wenn wir aufwachen. D.h. sämtliche Funktionen unser Tagesbewusstseins funktionieren in der alternativen Traumwelt. Dass dieses „Ich“ problemlos tausende Varianten des Lebens spielt, ohne dabei mit der Wimper zu zucken, sollte durchaus Beachtung finden. Es ist ein wichtiger Hinweis auf die Natur unseres „Ichs“ und darauf, dass unser sogenanntes Leben nur auf äußerst dünnem Eis steht. Selbst unsere Erinnerungen sind im Tiefschlaf vollständig und im Traum oft zu großen Teilen ausgelöscht. Die kurze Existenz des Traumlebens wird als als vollständige Welt und was wir sind akzeptiert.
Was macht unser Leben sonst aus? Innerhalb von 24 Stunden verlieren wir immer wieder unsere Identität, unsere Welt, unsere Erinnerungen und sogar unser Bewusstsein. Das einzige, was unsere Traumwelt von der Wachwelt unterscheidet, scheint das wiederholte (tägliche) Auftauchen der Wachwelt zu sein. Aber ist das wirklich so? Oder trügen uns die unzuverlässige Erinnerung und unsere wechselhaft Wahrnehmung vielleicht? Wer hinterfragt seine Existenz mit der Begründung, dass unsere Welt keine 24 Stunden konstant ist?
Wer den Versuch startet, einfach länger wach zu bleiben, der bekommt nach wenigen Tagen Probleme mit seiner Wahrnehmung, seinem Erinnerungsvermögen und wird die normalerweise solide Umwelt als verschwommen und brüchig wahrnehmen. Wir können diese Realität nicht einmal für ein paar Tage festhalten, auch nicht mit den größten Anstrengungen. Das gleiche gilt natürlich auch für den Traum und den Tiefschlaf.
Jede dieser drei Welten und Daseinsformen hat ihre Berechtigung und sorgt für ein Gleichgewicht, dessen tieferer Sinn uns zunächst nicht erschließen mag. Es ist aber ein Hinweis darin enthalten. Erkennen wir das gemeinsame Element in allen drei Welten, dann erkennen wir die Konstante, die wir im Kern sind.
Der Zustand des Tiefschlafs ist dabei die natürlichste Form unseres Seins. Sie scheint zeit- und raumlos, ohne Erinnerung und ohne Wahrnehmung. Ohne die Elemente, die sich ansonsten immer wieder verändern.
Wir erkennen: das Leben ist Veränderung. Dem zugrunde liegt aber ein gleichmäßiges tiefes Summen aus dem alles entsteht – Synonym dafür ist der Zustand in dem sich unser Bewusstsein im Tiefschlaf befindet. Das reine Bewusstsein kontrahiert sich im regelmäßigen Rhythmus zu einem „Ich bin“ und analog dazu entstehen urplötzlich die Welten. Welten ohne wahre Substanz, die nur bestehen, weil die erste Form der Identität - das „Ich bin“ - existiert. Dem allen liegt das zugrunde, was sich nicht beschreiben lässt. Es lässt sich noch weniger beschreiben, als wir den Tiefschlaf begreifen und erleben können. Und dennoch sind wir es die ganze Zeit, ohne Unterbrechung, in allen drei Bewusstseinszuständen.

Montag, 13. April 2020

Meditation 3 - Ängste und Traurigkeit


Innere Freiheit, empfundene Freiheit, wahre Freiheit

Der Freiheitsgedanke beschäftigt zur Zeit viele Menschen. Wie kann ich frei sein, wenn ich kontrolliert werde und mich nicht bewegen kann, wie ich möchte?
Freiheit hat dabei mit der Option zu tun, etwas tun zu können, wann, wie und wo ich es will. Und das kann frustrierend sein, wenn einem aufgezwungen wird, seinen Lebensraum zu verkleinern, selbst, wenn dies zu einem angeblich guten Zweck geschieht.
Die an äußerliche Gegebenheiten gebundene Form der Freiheit hat immer ihre Grenzen. Sie ist zudem an Vorstellungen gebunden und damit auch an die Akzeptanz, bestimmte Freiheiten niemals leben zu können. Jedes Leben hat seine Grenzen und Beschränkungen. Das ist einfach die Realität der physischen Existenz. Das menschliche Leben ist räumlich und zeitlich beschränkt. Wir machen uns nur nicht immer über diese Beschränkungen Gedanken. Mit 30 machen wir uns keine Gedanken darüber, dass wir in wenigen Jahrzehnten bestimmte Aktivitäten nicht mehr machen können. Es würde auch keinen Sinn machen, solche Gedanken zu verfolgen.
Auch, wenn es uns nicht bewusst ist: wir akzeptieren diese Beschränkungen und leben damit. Nur ein überaktiver Verstand würde gegen diese natürlichen Limitierungen ankämpfen.
Eine wie auch immer konstruierte Beschränkung - unser ohnehin schon limitierten Freiheit - wirkt dabei aber ungleich schwerer. Im Namen der Angst und scheinbarer Solidarität wird sie im Augenblick hingenommen, denn wir sind es aufgrund unserer Programmierung gewohnt, uns bei drohender Gefahr zurückzuziehen und Schutz zu suchen.
Dieses Programm ist jedoch nicht auf eine längere Zeit ausgelegt. Es ist wider unserer Natur, den Status der Bedrohung so lange aufrecht zu halten. Der Gedanke, eingesperrt zu sein, unfrei zu leben und eine ständige, unsichtbare, potentielle Bedrohung im Nacken zu spüren (wenn man dies denn glaubt) kann unglücklich und krank machen. Wenn man ehrlich ist und den Gedanken verfolgt, kann das Leben in jeder Sekunde enden. Jedes Jahr sterben alleine in Deutschland knapp 900 Tausend Menschen, davon 100-200 Tausend am plötzlichen Herztod. Sich gedanklich mit diesen scheinbaren Bedrohungen zu befassen, macht unfrei und begrenzt unser Dasein enorm.
Wer sich mit seiner wahren Natur befasst, kann diese Ängste und Begrenzungen leichter durchbrechen. Sämtliche Limitierungen heben sich in dem Moment auf, wenn die Aufmerksamkeit ihren Ursprung berührt. Wir sind dann unberührt von Problemen und es gibt keine Beschränkungen. Schwere und Angst lösen sich in unserem natürlichen Dasein auf. Dadurch können wir freier handeln und natürlicher entscheiden, was für uns gut ist und was nicht. Wahre Freiheit kann sich etablieren und uns bewusst werden. Es geht dann nicht mehr darum, möglichst weit zu reisen und viel zu erleben.
Das Entdecken des eigenen Seins ist wie das Öffnen einer Tür in die Unendlichkeit. Es braucht unendlich viel Zeit, diese innere Welt, die auch in das sogenannte Außen strahlt auszuloten.
Wenn du deine Augen wirklich öffnest und dabei deine Aufmerksamkeit nach innen richtest, siehst du nur noch das Selbst – das,was du bist. Dann existiert nicht anderes mehr. Was du siehst, wird durchbrochen von dem Licht, das du bist. Wohin kannst du dann noch reisen? Was kann dich dann noch glücklicher machen? Das ist wahre Freiheit.

Dienstag, 7. April 2020

Lass die Angst los...

Angst hat eine klare Berechtigung in unserer menschlichen Existenz. Sie stellt im Falle einer konkreten Gefahr die nötigen physischen Mechanismen und chemischen Reaktionen bereit, welche wir brauchen, um dieser Gefahr zu entkommen. Ist die Gefahr jedoch nicht konkret, sondern hypothetisch, dann ist die Angst eher lähmend und schadet unserer Gesundheit.

So viel in drei Sätzen zu dem, was ohnehin schon allgemein hinreichend bekannt ist und was dennoch in den Leben vieler Menschen kaum Beachtung findet.
Und mir ist auch klar, warum das so ist. Warum die Angst toleriert wird und darüber hinaus auch noch den Gedanken vertraut wird, die analog zur Angst entstehen. In der augenblicklichen Situation wird es umso schwerer für ohnehin schon ängstliche Menschen. Die Gefahr lauert jetzt empfunden überall.
Die Medien verbreiten das Bild einer gefährlichen Krise. Ganz gleich, ob dieses Bild gerechtfertigt ist oder nicht. Die Angst, welche bewusst provoziert wird, macht die Menschen krank. Es ist für viele ein dauerhafter Stress, ausgelöst durch die Sorge um die Gesundheit der Angehörigen, der Sorge um den Job oder ob es morgen noch Lebensmittel im Supermarkt gibt.
Angst war schon immer ein Verkaufsschlager. Und auch jetzt wird gehortet, gehamstert, abgesichert und sich informiert, was das Zeug hält. Für die wenigsten ist dabei die Gefahr real greifbar. Der unsichtbare Feind, von dem man nicht weiß, wann er an die Tür klopft, ist viel schlimmer, als der Löwe der plötzlich aus dem Busch springt. Unser Organismus ist für nicht konkrete Gefahren nicht gemacht. Und ich denke, dass viele sogenannte Zivilisationskrankheiten genau da ihren Ursprung oder wenigstens einen großen Verstärker haben.
In meinen Augen hat die Angst vor dem Unbekannten noch einen schlimmeren Effekt. Sie macht es unmöglich, sich für die Qualitäten zu öffnen, welche das Leben lebenswert und schön machen. Sie macht es unmöglich zu erkennen, dass wir mehr sind als das, was uns im Spiegel entgegen blickt. Diese Angst nimmt uns unser Geburtsrecht zu erkennen, was wir sind und immer sein werden.

Ich habe mich in den letzten Wochen recht intensiv mit dieser Krise befasst und mir die schlimmsten Szenarien angehört, die auf verschiedenen Seiten gezeichnet werden. Das war schon im Ansatz nicht leicht, da uns immer bloß eine Seite verkauft werden soll. Das beunruhigendste für mich persönlich, ist die Zensur und die Diffamierung nicht regierungskonformer Aussagen. Als jemand, der demokratische Grundsätze immer für selbstverständlich hielt, ist das die ernüchterndste Erkenntnis.
Es ist letztlich im Umgang mit der Krise aber egal, ob die Angst eher von den potentiellen Gefahren einer Erkrankung oder von demokratiefeindlichen Bewegungen herrührt. Es ist einfach wichtig, mit dem Gefühl aufkommender Angst umzugehen und sich von korrespondierenden Gedanken zu emanzipieren.
Das soll verhindert werden und dagegen muss etwas getan werden. Denn es ist leicht an der Rhetorik und Häufigkeit bestimmter Artikel in den meisten Medien zu erkennen, dass die Absicht besteht, Angst zu säen. Sachliche Informationen lesen sich anders. Wie aber soll mit Angst im Bauch verantwortungsvoll und klaren Geistes gehandelt werden?
Unter dem lähmenden Einfluss von Angst folgen die Menschen viel leichter den teils harschen Auflagen, die nun in den meisten Ländern aktiv werden. Ängstliche Menschen nehmen einen möglichst radikalen Lockdown und den Tod kleiner und mittlerer Betriebe viel leichter hin bzw. unterstützen die Maßnahmen sogar. Es wird nicht mehr nachgedacht sondern nur noch nach Beruhigung gesucht – nach etwas, das die Sorge vor den möglichen Folgen des viel beschriebenen Virus nimmt.
Die Geschichte zeigt uns, dass solche Szenarien ganz schnell eskalieren und die bestehenden Regeln zugunsten radikaler Tendenzen auflösen können.
Deshalb gilt es besonders jetzt, das Bewusstsein beständig zu schulen und sich nicht klein zu machen und vor Angst zu kuschen. Fühlt die Angst im Körper, lokalisiert sie, macht eure Gedanken frei und verbleibt wertfrei mit dem Gefühl, welches die Angst in eurem Körper auslöst. Das ist eine einfache Übung. Sofern ihr sie beständig und richtig ausführt, kann keine Angst der Welt auf Dauer standhalten. Dann kann man die Welt wieder mit klaren Augen sehen und das z.T. seltsame Spiel erkennen, das mit uns getrieben wird.

Sonntag, 5. April 2020

Der Wahnsinn

Der Wahnsinn regiert mal wieder
Geschichte wiederholt sich unentwegt
Der Schein der Freiheit genügt nicht mehr
Es muss die harsche Kontrolle sein

Angst wird zum Ordnungshüter
Kreiert den unsichtbaren Feind
Eine schlechte Inszenierung wird zum Kassenschlager
Lässt Anspruch, Gewissen und Menschenverstand verstummen

Eine Seite des Journalismus
Eine Meinung in einer verrückten Welt
Eine Hand wäscht keine zweite mehr
Und kämpft unbemerkt mit offenen Visier

Wohin gehen, wenn alle Wege im Morast versinken?
Was tun, wenn Diktatur das neue Credo ist?
Die Inszenierung bleibt ein Spiel
Millionen Farben auf einer unberührten Leinwand

Die Illusion berührt weder dich noch mich
Das bleibt zu erkennen im Wechsel der Szenen
Schönheit bricht den seltsamen Film
Die Risse offenbaren die Wahrheit in allem

Mittwoch, 1. April 2020


Der Frosch

Der kleine Frosch wollte keine Fliegen mehr essen
Ihm war nur noch nach Pizza und Pasta, seit er die halbleeren Schachteln fand
Unbekannte leckere Speisen, die eines Tages an seinem Teich herumlagen
Er wusste nicht, was er da aß, aber es schmeckte so viel besser und es roch nach Abenteuer

Er konnte keiner geselligen Froschrunde mehr beiwohnen
Alles wirkte bieder und klein
Die dargebotenen Insekten beleidigten seinen Gaumen
Ungebildete Frösche parlierten über fleischige Fliegen
Es zog ihn in die weite Welt, raus aus dem Teich und der kleinkarierten Gesellschaft

Keine Anstrengung konnte zu groß sein
Nichts war größer als der Traum von einem anspruchsvolleren Leben
Die Sehnsucht nach der Fremde und nach Erfüllung gaben ihm Kraft
„Wer groß träumt kann alles erreichen.“, lehrte ihn einst ein alter Lurch

Er verabschiedete sich von seinem Teich, seinen alten Freunden
Das Feuer des Mutes loderte in seiner Brust
Hoch hüpfte er dem Abenteuer entgegen
Nichts konnte ihn aufhalten

Er kam bis zur kleinen Strasse hinter dem Garten am Teich
Ein Mofa plättete unbemerkt seine Abenteuerlust
Der Mut erstarb in seiner Brust, der letzte Gedanke galt der verlassenen Heimat
Was hat ihn so getäuscht und verraten?

Kein Frosch dachte je so weit und war so mutig
Seine Träume sprengten seine Welt und seine Ideale
Und die ach so süße Froschwelt wurde im Kopf zu klein
Hättest du deinen Gedanken bloß nie blind Glauben geschenkt, kleiner Frosch.
Alles bleibt wie es sich immer verändert hat

Gestern haben wir noch geschnieft und gehustet
Pflichtbewusst wurden Kolonien von Viren schnupfnasig zur Arbeit getragen
Desinfektionsmittel wurden standhaft gemieden
Und der Seifenspender war immer voll!

Jetzt werden Briefe mit langen, geseiften Armen durch Türschlitze gereicht
Und alarmiert wird der Kopf abgewendet, kommt ein Fremder des Weges
Klopapier und Mehl sind das neue Gold
Kein anderes Thema mehr im Lande.

Die große Krise auf allen Kanälen des medialen Aufschwungs
Höre, die Schwachen und Alten kann es treffen
Und manchmal gar die Jungen, ja wen nicht?
Auch wenn das vorher niemand gekümmert hat...

Ein verordneter Aufschrei nach Solidarität
Solidarität mit jenen, die ihrem Beruf noch nachgehen dürfen
Solidarität mit den Alten, die von ihrer Rente nicht leben können
Aber für die jetzt wie selbstverständlich gesorgt wird.

Unsere Krankenhäuser schaffen das
Anderthalb Pflegekräfte pro Station stemmen den Wahnsinn
Und Götter in Weiß und mächtige Virologen sind die neuen Propheten.

Niemand wagt mehr Normalität
Wer sich gerne im Park trifft wird vielleicht schon morgen gesteinigt
Kümmere dich, bleib Zuhause
Alles für die Arbeit, dein Leben für den Job
Das war gestern und die alten Regeln gelten plötzlich nicht mehr.

Aber sinkt das Schiff, dann kommen die Haie
Fressen das kleine und große Geschäft
Rauben den Verlierern Recht und Verstand
Denn einer muss immer gewinnen
Aber werden das wir sein?

Immer anders, immer neu
Enfaltet sich das Spiel des Lebens
Die Illusion der Beständigkeit 
Bricht schneller als sonst
Wer den schönen Irrsinn nicht erkennt, dem entgeht der halbe Spass.