Dienstag, 10. März 2020

Bewusstsein und Altern

Wie kannst du wissen, was du bist? Du kannst nur erkennen, was du nicht bist. Du bist dir bewusst, dass du existierst.
Dieses Bewusstsein hast du schon dein ganzes Leben: es gibt dich und du bist dir dessen bewusst. Wie also willst du etwas sein, dass erst später kommt und rasch wieder vergeht?
Wie willst du ein Gedanke sein oder ein Gefühl? Diese kommen und gehen ständig, während du sie wahrnimmst. Sie tauchen plötzlich auf und verschwinden wieder. Trotzdem, und das ist absurd, findet eine Identifikation damit statt. Vermutlich verbringen wir zu viel Zeit mit dem Blödsinn, den wir Gedanken nennen, oder? Wer genau prüft und erfahren möchte, was er wirklich ist, bleibt einfach still und erforscht das beobachtende Bewusstsein. Dabei wird klar, wie groß der Raum zwischen den Gedanken wirklich ist. Geist und Körper sind lediglich ein kleiner Teil unseres Daseins.
Aber wir sagen, Gedanken und Gefühle sind ein wesentlicher Teil von uns. Der alltägliche Konsens, was wir immer zum Verständnis über diese geistigen Vorgänge hören und lernen: Gedanken und Gefühle finden in unserem Körper statt - im Nervensystem. 
Das sollte die Frage aufwerfen: wie willst du ein Körper sein, der sich ständig verändert? Jeden Tag mit neuen Zellen ausgestattet während alte Zellen sterben. Erst jung, dann alt, während das, was die körperliche Vergänglichkeit betrachtet, nicht altert? Was schaut/beobachtet, war immer gleich, ob mit 4, 14, 34, oder 74 Jahren.

Altern ist eine Interpretation des Geistes bezogen auf sich ändernde äußerliche Umstände. Mit "äußerlich" meine ich auch den Körper, neben den Dingen, die sich z.B. technisch und gesellschaftlich ändern und die anders sind, als wir es aus der Erinnerung kennen. 
Das heißt, wir identifizieren uns mit dem körperlichen Altern lediglich über die Gedanken, die zu dem Thema entstehen: die Erinnerung, wie der Körper mal war; die Vorstellungen zum Altern; Gedanken zur sinnlichen Wahrnehmung des sich ändernden Körpers; Gedanken zu sich ändernden Rollen in den sogenannten Lebensphasen etc...
Identifizierst du dich stattdessen mit dem, was sich nicht verändert und im Zentrum all dieser Vorgänge zu stehen scheint, ist altern lediglich ein Wort. Was hingegen im Bewusstsein erscheint (wie z.B. der Körper ) verändert sich nach den natürlichen Gesetzen dieser von uns akzeptierten Realität.
Das soll nicht heißen, dass es den Körper und seine Alterungsprozesse nicht gibt. Sie finden aber innerhalb des Bewusstseins statt, das wir im Kern sind. Das Bewusstsein akzeptiert jedoch alle möglichen Realitäten, wie wir problemlos jeden Tag, bzw. jede Nacht erkennen können. Wir träumen z.B. nachts einen anderen Körper, ein anderes Alter, andere Menschen, eine andere Umgebung und haben damit keine Probleme. Selten entsteht dabei eine Dissonanz - wir akzeptieren die sich geänderten Umstände im Traum meist problemlos und müssen uns nach dem Aufwachen in unsere (Wach-)Realität nur sehr kurz orientieren. Das Bewusstsein spielt täglich, in unserem Erleben, mit verschiedenen Realitäten. Nicht an alle können wir uns immer erinnern. Unsere Erinnerung berührt nicht den Tiefschlaf, wenn das Bewusstsein in seiner Reinform, ohne geistige Vorgänge, existiert und sich von den gespielten Realitäten erholt. Kein Körper, kein Alter, nichts... es kann zu denken geben, dass dies die erholsamste Zeit des Tages ist.

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