Dienstag, 10. März 2020

Ziele oder was?

Jeder verfolgt irgendein Ziel im Leben. Ziele sind etwas Gutes, oder? Lernen wir zumindest so. Du musst dir Ziele setzen, um etwas zu erreichen. Ohne Ziele scheinen wir regelrecht verloren.
Die Gedanken suchen sich immer wieder Ziele. Sie brauchen das. Sie müssen die Vergangenheit und die Zukunft ordnen. Ihr Problem ist lediglich, dass sie mit der Gegenwart nicht viel anfangen können – damit meine ich nicht allgemein heute oder morgen, sondern genau jetzt, genau in dem Augenblick, wo du aus deinen Augen schaust und auf diese Zeilen blickst.
Die Gedanken suchen sich immer ein anderes Ziel, wenn du sie lässt. Einen anderen Moment, den sie bearbeiten können.

Aber klar, es geht ja immer um die übergeordneten Ziele, nicht den Kleinkram. Die Karriere, Ziele für die Kinder, das Alter, den Hausbau oder das schöne Ziel, endlich frei zu sein.
Was aber, wenn die Ziele, die wir vor 10 oder 20 Jahren hatten, so ganz und gar nicht Realität geworden sind? Wenn statt des freien Lebens auf Fidschi oder dem Leben in einer Gemeinschaft gleichgesinnter Menschen, genau das Gegenteil eingetreten ist, so mit Anstrengung, doofen Leuten und Gebundenheit? Oder noch schlimmer: was, wenn die Ziele wahr geworden sind?
Der Kampf hört trotzdem nicht auf, auch wenn das keiner so richtig glauben will. Unser Verstand funktioniert einfach nicht so: wir sind nicht auf dauerhafte Zufriedenheit programmiert, sondern müssen dies erst mühsam lernen. Bringt uns keiner bei und soll vielleicht auch nicht so sein.

Worauf zielen die Vorstellungen denn ab? Es geht immer um Freiheit, Sorglosigkeit, Sicherheit...
Keine schlechten Ziele. Mit diesen Ideen wird viel Geld verdient und das gesamte Wirtschafts- und Politsystem am Laufen gehalten. Dazu braucht es noch eine fette Prise Ablenkung. „Brot und Spiele“ hat schon immer funktioniert. Jeder gute Menschenführer weiß um die richtige Balance. Die Leute müssen Ziele haben, die das System stützen, dürfen aber nicht zu weit aus dem Rahmen fallen. Es werden Sanktionen und Belohnungsanreize benutzt, die von zu schwierigen Ideen ablenken: das Kolosseum, die Arena, den Kinobesuch, den Urlaub, das Smartphone... kann sich jeder leisten, der fleißig mitmacht.
Nein, das soll jetzt keine Systemkritik werden. Ist auch sinnlos – es gibt keine politische Lösung. Überlege trotzdem mal, woher deine Ziele so kommen und warum du immer neuen Kram und immer neue Ziele brauchst. Wie vorhin geschrieben: Freiheit, Sorglosigkeit, Sicherheit – haben wir das nicht im Augenblick, wenn wir völlig im Jetzt aufgehen können? Der Kopf spielt: „Was wäre wenn?“, und kramt irgendwelche Ideen aus. Obwohl, das muss er gar nicht mehr: wir bekommen das direkt in die Hosentasche, aufs Handy, geliefert. Jeden Monat eine neue Bedrohung, ein neues Schicksal, aber auch tolle Geschichten von Leuten, die viel mehr haben und denen es viel besser geht als mir oder dir.
Unsere Programmierung geht glücklicherweise aber viel tiefer. Man muss die verborgenen Codes nur wiederentdecken. Geh mal in die Natur, in den Wald, an den See und lasse alles auf dich wirken, ohne Gedanken. Lege deine Aufmerksamkeit auf deine Schritte und die schöne Umgebung – lass den Rest einfach mal weg und spaziere so eine Stunde durch die Gegend. Kein morgen, kein gestern nur der Moment in der Natur, während du dich entspannt bewegst. Ach ja, und lass das Handy weg...

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