Mittwoch, 1. April 2020


Der Frosch

Der kleine Frosch wollte keine Fliegen mehr essen
Ihm war nur noch nach Pizza und Pasta, seit er die halbleeren Schachteln fand
Unbekannte leckere Speisen, die eines Tages an seinem Teich herumlagen
Er wusste nicht, was er da aß, aber es schmeckte so viel besser und es roch nach Abenteuer

Er konnte keiner geselligen Froschrunde mehr beiwohnen
Alles wirkte bieder und klein
Die dargebotenen Insekten beleidigten seinen Gaumen
Ungebildete Frösche parlierten über fleischige Fliegen
Es zog ihn in die weite Welt, raus aus dem Teich und der kleinkarierten Gesellschaft

Keine Anstrengung konnte zu groß sein
Nichts war größer als der Traum von einem anspruchsvolleren Leben
Die Sehnsucht nach der Fremde und nach Erfüllung gaben ihm Kraft
„Wer groß träumt kann alles erreichen.“, lehrte ihn einst ein alter Lurch

Er verabschiedete sich von seinem Teich, seinen alten Freunden
Das Feuer des Mutes loderte in seiner Brust
Hoch hüpfte er dem Abenteuer entgegen
Nichts konnte ihn aufhalten

Er kam bis zur kleinen Strasse hinter dem Garten am Teich
Ein Mofa plättete unbemerkt seine Abenteuerlust
Der Mut erstarb in seiner Brust, der letzte Gedanke galt der verlassenen Heimat
Was hat ihn so getäuscht und verraten?

Kein Frosch dachte je so weit und war so mutig
Seine Träume sprengten seine Welt und seine Ideale
Und die ach so süße Froschwelt wurde im Kopf zu klein
Hättest du deinen Gedanken bloß nie blind Glauben geschenkt, kleiner Frosch.
Alles bleibt wie es sich immer verändert hat

Gestern haben wir noch geschnieft und gehustet
Pflichtbewusst wurden Kolonien von Viren schnupfnasig zur Arbeit getragen
Desinfektionsmittel wurden standhaft gemieden
Und der Seifenspender war immer voll!

Jetzt werden Briefe mit langen, geseiften Armen durch Türschlitze gereicht
Und alarmiert wird der Kopf abgewendet, kommt ein Fremder des Weges
Klopapier und Mehl sind das neue Gold
Kein anderes Thema mehr im Lande.

Die große Krise auf allen Kanälen des medialen Aufschwungs
Höre, die Schwachen und Alten kann es treffen
Und manchmal gar die Jungen, ja wen nicht?
Auch wenn das vorher niemand gekümmert hat...

Ein verordneter Aufschrei nach Solidarität
Solidarität mit jenen, die ihrem Beruf noch nachgehen dürfen
Solidarität mit den Alten, die von ihrer Rente nicht leben können
Aber für die jetzt wie selbstverständlich gesorgt wird.

Unsere Krankenhäuser schaffen das
Anderthalb Pflegekräfte pro Station stemmen den Wahnsinn
Und Götter in Weiß und mächtige Virologen sind die neuen Propheten.

Niemand wagt mehr Normalität
Wer sich gerne im Park trifft wird vielleicht schon morgen gesteinigt
Kümmere dich, bleib Zuhause
Alles für die Arbeit, dein Leben für den Job
Das war gestern und die alten Regeln gelten plötzlich nicht mehr.

Aber sinkt das Schiff, dann kommen die Haie
Fressen das kleine und große Geschäft
Rauben den Verlierern Recht und Verstand
Denn einer muss immer gewinnen
Aber werden das wir sein?

Immer anders, immer neu
Enfaltet sich das Spiel des Lebens
Die Illusion der Beständigkeit 
Bricht schneller als sonst
Wer den schönen Irrsinn nicht erkennt, dem entgeht der halbe Spass.

Dienstag, 24. März 2020

Erwacht oder nicht erwacht – das ist keine Frage

Im Geschäft um das Erwachen oder die Erleuchtung werden immer dieselben Fehler begangen. Aus dem Mythos der Erleuchtung wird die sprichwörtliche Karotte, die dem Esel vor die Nase gehalten wird.
Im Netz kann man sogenannte erwachte Lehrer finden, die mit ihrer Erfolgsquote von erwachten Schülern werben, ganz so wie es Motivationslehrer mit ihren Schäfchen tun, wenn diese plötzlich erfolgreich werden. In solchen Fällen geht es ums Geschäft und da kann ein Meeting schon mal 500 Euro kosten. Immerhin, nicht viel Geld, wenn es „life changing“ ist, oder?
Generell wird viel über Erleuchtung bzw. Erwachen geredet und viel dazu erklärt. Zu viel für meinen Geschmack.
Nehmen wir einen typischen Suchenden, den es nach Erleuchtung giert und der gar nicht so recht weiß, warum überhaupt. Klar, er hat eine Idee, was das bedeuten könnte: Freiheit, nicht mehr leiden müssen, unendliches Glück, ein besseres Leben... Jeder möchte eigentlich glücklich und unbeschwert leben und niemand weiß so recht, wie er es anstellen soll. Da kommt so eine schicke Erleuchtung gerade recht. Also geht der Suchende zu jemanden, der ihm dabei helfen soll. Lange muss er nicht suchen – das Angebot scheint größer als die Nachfrage zu sein. So viele glückliche Erwachte, die ihre Dienste feilbieten.
Wirklich, wirklich viele... manche konnten sich auf dem Markt etablieren, touren durch Deutschland oder die Welt und machen damit gutes Geld. Andere müssen sich da schon mehr abstrampeln und kämpfen um jeden Kunden.

Ich möchte den Quatsch gerne jeden ersparen, der diese Zeilen liest. Wer nach Glück sucht, wird nicht um seine Probleme herumkommen, er muss immer mitten durch. Das gilt für jeden, der glücklicher leben möchte. Da ist keine magische Erleuchtung, die plötzlich alles wegzaubert und dich ins Nirvana schießt – nun, vielleicht kurzzeitig, aber die harte Landung erfolgt garantiert.
Es gibt den Prozess des Erwachens, der Realisierung dessen, was du bist. Und manche stolpern regelrecht darüber und sind völlig desorientiert. Die Geschichten von Leuten, die erwachen und völlig verwirrt durchs Leben straucheln, kommen nicht von ungefähr. Aber auch spontan Erwachte müssen sich ihren inneren Dämonen noch stellen, sonst kann die Identifikation mit der fiktiven Person sich wieder durch die Hintertür einschleichen und die Landung wird noch härter, der Fall noch tiefer. Sie brauchen dann dringend einen Lehrer, der sie dazu anhält, sich Zeit zu nehmen, die neue Perspektive zu erforschen und eben nicht den erleuchteten Guru zu spielen.
Neben dem spontanen Erwachen gibt es den viel langsameren und vermutlich auch sichereren Weg. Das schrittweise Begreifen, was du eben nicht bist, um dann zu erkennen, was bleibt. Das braucht Zeit, nimmt aber auch alle Illusionen und jeden Glauben an irgendwelchen Blödsinn.
Wer diesen Weg ernsthaft beschreitet, verliert das Interesse an einer mystischen Erleuchtungsidee. Es ist das Verstehen, dass das Leben immer Schmerz und Herausforderungen für uns bereithält und wir darauf reagieren. Da ist aber auch in der schwierigsten Lebenssituation immer der Teil in uns, der von Schmerz (als auch von oberflächlicher Freude) völlig frei ist. Dieser Teil ist immer präsent und wir können ihn jeden Moment wachsen lassen. Das erfordert Aufmerksamkeit, Wachsamkeit und die stete Bereitschaft, das, was da erwacht, an die erste Stelle zu setzen.
Kurz gesagt, da ist einfach kein Platz mehr, sich um etwas wie Erleuchtung Gedanken zu machen. Und es ist aus der Perspektive eines Lehrers völlig lächerlich, diese Freiheit jemand anderem verkaufen zu wollen. Ernsthafte Schüler werden sich immer ihren Lehrer bzw. Guru kümmern, da er die Verkörperung dessen ist, was sie in sich selbst entdecken. Aber das ist jenseits von jedem Business - da sind keine Erwartungen oder gar Verträge.

Die allerwenigsten unter den Suchenden werden ernsthaft diesen Weg beschreiten, wenn sie erst einmal begreifen, was es erfordert, dies zu tun. Wer diesen Weg lange genug gegangen ist, muss das wissen und wird von daher kein Interesse daran haben, irgendjemanden als Schüler zu werben und daraus ein Geschäft zu machen. Er wird eher das Gegenteil tun und nicht seine Zeit und die seiner Schüler mit Leuten vergeuden, die nach Wegen suchen, ihre privaten Probleme zu lösen oder ihr Ego zu stärken.

Entsprechend sollte das Angebot vieler Lehrer ehrlicher werden: ihr wollt eine gute Zeit mit euch verkaufen. Das ist okay. Aber lasst die Karotte aus dem Spiel!

Sonntag, 22. März 2020

Phlegma des Lebens

Ich schere mich nicht darum, was um mich herum passiert – es kümmert mich nicht einmal, was in mir geschieht. Ja, sicherlich wird auf alles reagiert. Emotionen werden im Körper aktiv, der Verstand sagt, er hätte es gerne anders. Aber wen kümmert es? Ernsthaft, wer ist da, den es kümmern könnte?

Die Funktionen der Erscheinung, mit der wir uns identifizieren, suchen den Bezug, den Anker zu einem Jemand, der keiner Überprüfung im augenblicklichen Moment standhält.
Suche den Kern dessen, was du bist und du wirst weder nichts noch alles finden... und erst recht keine Person.
Also, keiner da, den es scheren könnte. Trotzdem Gefühl, Teilhabe, Schmerz – alles legitim, alles kommt und geht.
Das Leben lebt sich ohne Rücksicht auf die eingebildeten Individuen, die um sich bangen. Jeden Tag sterben mehrere hunderttausend Menschen und noch mehr werden geboren. Ein gewaltiger Strom an Leben, der in jeder Sekunde einem unerbittlichen Rhythmus folgt - eine Kraft aus einer unermesslichen Quelle, die nichts als Stille kennt und trotzdem so viel Lärm kreieren kann.

Das kann jeder überprüfen, der ernsthaft innehält und sich darauf einlässt, diese Stille zu erfahren. Du wirst umgeblasen von den Potential, aus dem alles entsteht und dessen Kraft, kaum auszuhalten ist, wenn man nur daran kratzt. Da ist mehr Liebe, als du verkraften und mehr Friede als du erfassen kannst.

Donnerstag, 19. März 2020

Meditationsreihe

Wer mag, kann nun regelmäßig kleine Meditationen auf youtube miterleben...
Die erste habe ich heute eingestellt:

https://www.youtube.com/watch?v=PJDxp-gaOKE

Das Video ist ein kleiner Einstieg in die Meditation und soll ein Gefühl dafür vermitteln, wohin die Reise so gehen kann. Ja, es ist nicht perfekt, aber es erfüllt, hoffe ich, seinen Zweck.

Viel Freude damit!

Sonntag, 15. März 2020

Intuition, Gedanken, Assoziationen – guter Cop, böser Cop

Es gibt Gedanken, welche den Frieden stören und welche, die das nicht tun. Das ist mein Thema heute.
Da kommen jetzt ein paar Dinge zusammen. Ich weiß nicht, ob ich vor, sagen wir mal 15 Jahren, meine Gedanken qualitativ unterschieden habe. Vielleicht schon, aber sicherlich nicht auf die gleiche Weise, wie ich es heute mache.
Jetzt empfinde ich es wie eingangs beschrieben: manche stören den Frieden und manche nicht.
Heute Nachmittag hatte ich meditiert. Kurz zuvor gab es Gespräche über geschäftliche Dinge, die als problematisch gesehen werden können. In der Zeit, welche ich für eine Meditation reserviere, lasse ich normalerweise meine Aufmerksamkeit in ihren Ursprung zurückfallen. Ich lenke die Aufmerksamkeit dabei nicht, das würde nicht funktionieren. Wir lenken die Aufmerksamkeit ständig auf Objekte: den schmerzenden Fuß, die juckende Nase, den Gedanken an gestern etc. Während die Aufmerksamkeit sich während der Meditation entspannte, drängten sich immer wieder Gedanken auf, die mit dem Gespräch zuvor zu tun hatten. Ich weiß, es bringt dann nichts bzw. es ist kontraproduktiv, diese Gedanken verdrängen zu wollen. Sie sind ohnehin schon störend für die Meditation. Der Versuch, sie zu verdrängen, würde bedeuten, dass man einen Jemand bestärkt, der seine Gedanken los werden will. D.h. man würde seine Aufmerksamkeit auf den Gedanken und die Vorstellung legen, jemand zu sein, den der Gedanke stört. Da macht man aus einem Gedanken gleich zwei Gedanken und überdies noch eine komplexe Idee von einem Jemand. Lässt man die Aufmerksamkeit fallen und ist einfach das, was immer beobachtet, dann verschwindet die Person, da die Person eine Idee ist, die hauptsächlich aus Erinnerungen an eine persönliche Geschichte besteht.
Jedenfalls entstehen in solchen Konflikten mit hartnäckigen Gedanken leicht Anspannungen, die störend für die Meditation zu sein scheinen. Der Gedanke an etwas, was geschehen ist, kann eine Kaskade an Gedanken auslösen: was wurde damals falsch gemacht, was habe ich vergessen, was hätte ich anderes sagen können... dieser ganze gequirlte Mist, der die Aufmerksamkeit schnell an sich binden kann.
Manche Gedanken an ein gestern oder ein morgen sind dabei so lästig und hartnäckig, weil sie mit einer Entourage daherkommen, bestehend aus Gefühlen und Assoziationen. Das Einfachste ist dann, die Aufmerksamkeit gleichzeitig zu entspannen und auf die zugrundeliegende Emotion zu legen. Das nimmt dem Gedanken seine Grundlage, da jetzt der Ursache Raum gegeben wird. Der Emotion kann in dem sich erweiternden Bewusstsein urteilsfrei der Raum gegeben werden, den sie braucht, um sich zu bewegen und dem natürlichen Rhythmus aus Erscheinen und Vergehen zu folgen.
So funktioniert zumindest eine Methode, die hilfreich ist und den störenden Gedanken nutzt, um den emotionalen Knoten zu lösen. Das wirkt oft wie ein Sprungbrett, tiefer in die Meditation. Die tiefe Entspannung setzt umso leichter ein.
Wie schön ist es dann, einen meditativen Zustand, d.h. eine befreite Sicht im Erkennen der eigenen Natur, den ganzen Tag zu pflegen und darin zu verweilen. In diesem Frieden entstehen keine Gedanken an die Zukunft oder Vergangenheit. Mir kommen dann Ideen, die inspirierend sind und nichts mit der Person zu tun haben. Man kann es als Intuition bezeichnen, welche dann freier fließen kann. Diese Gedanken bereiten echte Freude und zeigen oft Wege auf, wie der Moment noch vertieft werden kann.
Ich merke aus dieser Perspektive dann auch, wie zerstörerisch manche Gedanken sind. Gedanken über Person x und y oder die eigene Person; Gedanken, die sich über das Leben und die Situation beklagen, in der man zu stecken glaubt; Gedanken, die Angst, Gier oder Rachsucht als Grundlage haben... solche Gedanken formen das ganze Leben in seinen Grundfesten. Es stimmt schon, die Welt entsteht im Geiste.