Dankbarkeit als größtes Geschenk
„Dankbarkeit ist Magie“, las ich
letztens. Und das stimmt. Von Herzen kommende und damit innerlich
wogende Dankbarkeit ist pure, kreative Kraft. Sie kann nicht nur das
Leben formen, sondern ist ein regelrechter Turbo für den Prozess der
Selbsterkenntnis.
Dankbarkeit ist aber eine Fähigkeit,
über die nicht jeder direkt verfügt und die oft neu erlernt werden muss. Nicht jeder weiß, wie man
sich dieser Haltung annähern kann. Es kommt erschwerend hinzu, dass ihr Wert nicht erkannt wird in Gesellschaften, die darauf ausgelegt sind, sich auf Probleme und
Mangel zu fokussieren und alles Erreichte auf die persönliche Leistungskraft
zurückzuführen. Qualitäten wie Segen und Gnade werden dabei ausgeblendet und schlicht negiert. Nein, für Dankbarkeit
braucht es ein anderes Weltbild.
Zunächst stellt sich aber die Frage,
wem gegenüber wir dankbar sein sollten und vor allem für was? Letztere Frage beantwortet sich leicht: für alles. Es gibt nichts, was
einem wirklich Suchendem auf seinem Lebensweg nicht hilfreich ist –
auch, wenn es nicht so scheint.
Warum sollte jemand z.B dankbar
sein, wenn sein Fahrrad geklaut wird? Sind nicht Trauer, Wut und das
Streben nach Konsequenzen für die Zukunft viel naheliegendere
Reaktionen? Sicherlich stimmt das. Für jemanden, der wirklich schaut
und wissen will, was er ist, sind solche schmerzvollen Erfahrungen
aber darüber hinaus wertvolle Hinweise.
Das Unbewegte beobachtet die Gefühle,
die erscheinen – ob diese nun als schmerzvoll oder schön
interpretiert werden. Dieses dahinter liegende Unbewegte zu erkennen
und den Frieden, der dabei gewahr wird, lässt meist schon
ohne weiteres Bemühen Dankbarkeit im Menschen aufkommen. Dankbarkeit, die,
einmal erkannt, nur noch gepflegt werden muss.
Bevor die Dankbarkeit gegenüber
schwierigen oder sogenannten negativen Erlebnissen aufkommen kann,
müssen bereits erste Schritte gemacht sein. Erste Schritte im
Hinblick auf die Fähigkeit, das äußere und innere Erleben aus der
Perspektive des Beobachters zu betrachten.
Dankbarkeit erfordert auch eine
Beziehung zum unsichtbaren Leben, zu dem, was das Leben durchströmt
und kreiert. Dankbarkeit und Gebet können hier durchaus als Synonyme
behandelt werden. Der Dank ist das wirkungsvollste Gebet, da es von
Liebe getragen wird.
Hier muss erklärend zugefügt werden,
dass auch (und vielleicht sogar besonders) solche Menschen beten, die
erkennen, dass hinter allem ein universelles Bewusstsein wirkt.
Dem universellen Bewusstsein können
und sollten wir auch eine Form geben, da das universell göttliche
viele Aspekte und Prinzipien enthält, die wir besonders lieben und
die unser Erkennen im besonderen Maße fördern. Denn es geht nicht
nur um reines Erkennen, sondern auch um die Liebe, welche durch
Hingabe erblüht. Der Fokus im Gebet auf eine Gottesform, wie z.B.
Jesus, Buddha, Ishvara, Krishna oder ein Prinzip wie Liebe, Leere,
Energie, kreiert ein Gefäß des Göttlichen, welches wir direkt
ansprechen können. Das ist eine direkte Adresse, die einen Dialog
der Liebe erlaubt - ein Geben und beschenkt werden.
Wir selbst sind dieses universelle
Bewusstsein und können dies in der Meditation und im meditativen
Erleben erkennen. Was durch meine Augen schaut ist einfach nur ICH
BIN. Und in diesem ICH BIN, der göttlichen Bewegung zur
Individualität, beginnt bereits die Ausdehnung in den unsichtbaren,
göttlichen Raum, der wir selbst sind. Dieses Erkennen ist bereits
die größte Gnade, da sie uns aus den Fesseln des Glaubens an
menschliche Begrenzung und Isolation befreit. Das Gebet und die
Dankbarkeit für diese Gnade fördert das weitere Erkennen, da die
Dankbarkeit die Verbindung zu dem stärkt, was wir im Grunde selbst
sind.
Dankbarkeit ist ein liebevoller Fokus
auf das Göttliche und dieser Fokus richtet das Leben auf diese Reise
in unseren Ursprung aus. Das Leben, welches ein Ausdruck unseres tiefsten Selbst ist, beugt sich der Suche nach der Heimat und ebnet den Weg für das Erkennen. Tief empfundene Dankbarkeit schließt dann
nichts mehr aus, sondern bezieht die gesamte Schöpfung ein. Aus
dieser Haltung erscheint das Leben selbst wie ein Wunder. Das Schöne
wird in allem entdeckt und diese Liebe zum Selbst kann den Weg erleichtern.