Worte der Wahrheit
sind fließend. Die Wahrheit ist nicht fix. Es ist eine Perspektive,
ein scheinbar fixer und zugleich temporärer Punkt, der für einen Moment eine
Wahrheit liefert. Vielleicht morgen, aus einer anderen Perspektive
wird eine andere Wahrheit offenbart, die mit anderen Worten genauso
wahr ist. Wahrheit in Worten kann sich niemals auf Dauer bestätigen,
deshalb gilt:
Wahrheit in der
Stille
Wahrheit ohne
Worte
Ist der einzige
Platz
In welchem
Wahrheit immer Bestand hat.
Denn was ist
Wahrheit letztlich nicht? Sie kann keine Beschreibung von etwas sein,
da ihr Erkennen von veränderlichen Standpunkten und trügerischen
Sinnen oder Messmethoden abhängt. Das erkennt auch die Wissenschaft,
welche Hypothesen als Überganglösung für eine temporär geltende
Wahrheit liefert oder das Axiom, welches nicht bewiesen werden kann
und nur innerhalb eines bestimmten Systems Gültigkeit hat. Da ist
nichts Absolutes.
Wir hören oft,
wie jemand behauptet, die Wahrheit zu verkünden. Und auch wir
glauben in manchen Momenten, die Wahrheit zu vertreten, um dann
irgendwann festzustellen, dass sich diese Wahrheit nicht bestätigt
hat. Das gehört zum menschlichen Lernen dazu und es ist tragisch,
wenn diese Einsicht eigener Fehlbarkeit im Geist keine Verankerung
findet, wenn kein klares Verständnis für die eigene, menschliche
Natur stattfindet. Ist es nicht ein Zeichen größter Dummheit, wenn der
eigene Wahrheitsglaube zu Überheblichkeit führt?
Wahrheit in der
Stille ist gültig, da die Stille unbeweglich ist. Sie ist der
Zufluchtsort im Kern unseres Seins, wo keine Gedanken mehr existieren
können und die Wahrheit nicht mehr verkündet werden muss. Es ist
der Ort, an dem alles völlig klar ist, ohne Frage und Antwort.
Warum gibt es dann
überhaupt Weisheitslehren, mag man sich dann fragen. Eine Lehre hat
nur so lange eine Berechtigung, wie sie den Zuhörer in die Stille
verweist, wo die Wahrheit selbst erkannt werden kann. Liest du
einen Text oder hörst du einen Lehrer zu und die Gedanken werden
still und ein Gefühl der Ausdehnung setzt ein, dann weist dieser
Text oder Lehrer für dich in diesem Moment in die richtige Richtung.
Diese Indikatoren sind wichtig. Nur sie lassen unterscheiden, ob ein
Weg fruchtbar für mich ist oder nicht. Es ist das, was du selbst
bist, das da ruft. Du hast dann einen Anhaltspunkt, um selbst in dir
weiter zu suchen. Und wie findet man? Indem man alles fallen lässt,
was eine Spur der Veränderlichkeit aufweist. Kommst du dem
Unveränderlichen näher, wird auch die Wahrheit lauter. Direkt
vermittelt werden kann sie jedoch niemals.
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