Donnerstag, 5. März 2020


Hilfreiche kleine Übungen von Robert Adams

Ich liebe Robert Adams einfach. Er ist jemand. der mir unglaublich nah ist, obwohl er vor 23 Jahren verstarb. Es heißt ja immer, die verstorbenen Lehrer seien die besten Lehrer. Ist natürlich Unsinn. Der wahre und zugleich falsche Kern dieser Aussage bezieht sich auf die Probleme, welche Schüler mit den Eigenarten und Zügen des Lehrers haben. Es gibt kaum einen spirituellen Lehrer, der nicht irgendwann von einzelnen Personen diskreditiert wurde und wird. Meist, weil es für Schüler schwierig scheint, zwischen Erwachten und Heiligen zu unterscheiden. Nun, das ist ein anderes Thema...
Robert Adams hat jedenfalls im Rahmen seiner überlieferten Satsangs dem recht kleinen Zuhörerkreis in Los Angeles und später in Sedona viele hilfreiche Hinweise gegeben, um den Kern des Seins zu verstehen und die wahre Natur des Selbst zu realisieren.
Dabei nutzte er immer wieder kleine Techniken, die glücklicherweise noch in den Transkripten der Satsangs zu finden sind, welche seine Schüler angefertigt haben. Vor einigen Jahren konnten diese Transkripte (als eine pdf Datei mit über 2300 Seiten) und die zugehörigen Audiofiles noch leicht im Netz gefunden werden - für Jahre waren sie frei und öffentlich (wie es Robert wohl auch wollte). Seit einiger Zeit versuchen, so wie ich es mitbekommen habe, bestimmte Personen damit Geld zu machen.   
Nun, das Netz vergisst nicht und wer suchet, der findet auch.
   
So stolperte ich gerstern (in einem Transkript vom 21.02.1991) über den Satz: "I am Consciousness, as pure awareness, expressing as bliss." Robert Adams gab seinen Schülern gerne solche Affirmationen an die Hand. Es reicht meist eine kurze mentale Wiederholung dieser wunderbaren Sätze, um die mentalen Vorgänge zu stoppen und zu erahnen, was mit dem Satz gemeint ist. Es ist die Bestätigung und der tiefe Widerhall im Bewusstsein, das wir eben solches sind und nicht bloß die profane Erscheinung von Körper und Geist.
Während einer zahnärztlichen Behandlung kam mir der Satz in den Sinn, keine Sekunde zu spät...

Mittwoch, 4. März 2020

Ruhen, im Strudel der Gedanken und Eindrücke
Mittig, unberührt, wie das Auge des Orkans
Immer gleich, unbewegt gütig und still

Welch seltsam vertraute Unendlichkeit
Abenteuer im verlorenen geglaubten Heim
Einmal betreten, zieht es mich weiter

Unbändige Kraft und stille, liebevolle Umarmung
Enspringen dem friedlichen Grund
Ich lasse mich fallen ins zeitlose Licht

Dienstag, 3. März 2020

Spiritualität, Traurigkeit und Depression – was soll und kann ich tun?

Es scheint in spirituellen Kreisen ein endemisches Phänomen zu sein: Symptome von Traurigkeit oder gar depressiven Zügen sind stark verbreitet. Für viele, von denen ich weiß, ist eine tiefe Unzufriedenheit im Leben bzw. ein Unvermögen, sich im „normalen“ Leben zurechtzufinden, der ausschlaggebende Grund, auf eine spirituelle Suche zu gehen.
Viele Suchende scheinen dabei nicht richtig in der Gesellschaft zu funktionieren. Manche Glücklichen finden Nischen, in denen sie sich kreativ ausdrücken können und ein inneres Verlangen mit einer äußeren Tätigkeit verbinden. Andere werden unglücklich, deutlich unglücklicher als ihre Mitmenschen, mit ihrem weltlichen Lebensweg und versagen vor allem in Berufen, in denen sogenannte „Ellenbogen“ gebraucht werden.
Ich kann und will an dieser Stelle nicht alle über einen Kamm scheren. Allgemeingültige Aussagen sind einfach nicht richtig. Dennoch kann ich hier einen Trend erkennen. Ich bin in meinem Leben sicherlich mehr spirituell uninteressierten als interessierten Menschen begegnet, einfach, weil die erste Gruppe die große Mehrheit darstellt.
Unter den spirituell Suchenden, gibt es gibt ein paar Merkmale, die mir besonders auffällig erscheinen. Darunter z.B. eine höhere Empfindlichkeit und ein damit auch eine größere Verletzlichkeit. Die erhöhte Sensibilität beispielsweise gegenüber harschen Äußerungen oder ungerechtem Verhalten erschwert das Leben ungemein. Wunden werden leichter aufgerissen und brauchen lange zum Heilen. So gibt es eine große Gruppe spirituell Suchender (eigentlich die größte Gruppe), die nach Heilung sucht und eigentlich schon das ganze Leben leidet. Sie treibt die Frage nach der Heilung alter Traumata um und wie sie ein Leben auf dieser Welt erfolgreich, also glücklich, gestalten können. So erblühen immer neue Kurse, die sich mit Heilung und ganzheitlicher Lebensweise befassen. Die Tatsache, dass immer neue Kurse entstehen und immer neue Märkte erschaffen werden, zeigt einerseits, dass der Bedarf groß ist und andererseits, dass es scheinbar nicht so leicht ist, wirklich „heil“ zu werden. Das ist auch verständlich, denn die Sensibilität bleibt ein Hindernis in dieser für empfindliche Menschen unwirtlichen Gesellschaft. Auch wird die Hilfe über den Lehrer, die Methode oder die Energie gesucht, ist also immer von einem Faktor abhängig oder von etwas, das getan werden muss, um den Mißstand zu beseitigen.

Den Weg der Heilung bin ich selbst lange genug gegangen, um seine Grenzen abzustecken. Man sollte die Natur der Probleme verstehen, um sich selbst besser zu helfen.
Beginnen wir bei erstens beim Umgang mit Emotionen, wie Traurigkeit und Angst. Diese kommen und gehen und haben einen flüchtigen Charakter. Sie werden gefüttert durch Gedanken, Ideen von der Zukunft, Erinnerungen an die Vergangenheit. Durch die Gedanken gefüttert bleiben Emotionen länger aktiv und schmerzhaft. Ohne Gedanken sind Emotionen eine flüchtigere, rein energetische Erscheinung im Körper, wie ein Ziehen im Bauch, ein Druck im Nacken oder ein Schmerz in der Herzgegend.
Der für mich erfolgreichste Umgang mit Emotionen war es, still zu werden, nichts zu tun und der Emotion Raum zu geben. Dieser Raum entsteht in der Stille, indem die Aufmerksamkeit sanft auf die körperliche Erscheinung der Emotion gelegt wird. Dabei wird einerseits die Emotion bzw. das Gefühl im Körper zugelassen und andererseits macht man sich klar, dass man das ist, was diese Emotion beobachtet – das, was im Übrigen alles beobachtet und bemerkt. Während alles kommt und geht bleibt das, was beobachtet immer gleich. Die Gedanken werden ebenso nur bemerkt, nicht verfolgt und nicht unterdrückt.
Dieses Vorgehen braucht Zeit, aber erste Erfolge sind relativ schnell zu bemerken. Das Ziel dabei sollte nicht das Beseitigen der unerwünschten Emotion sein, sondern das Erkennen dessen, was schaut und beobachtet und was frei ist von alles Erscheinungen.

Zweitens sollte es klar sein, dass es einen Unterschied gibt zwischen Traurigkeit und einer Depression. Depressionen sind nicht nur flüchtige Erscheinungen, sondern bereits körperlich manifestierte und damit hartnäckige Zustände. Ich weiß von spirituell Suchenden, welche nach jahrelangem Leiden letztlich nur das Medikament geholfen hat, um dem Kreis aus Abgeschlagenheit und Traurigkeit zu entrinnen. Es besteht dann immer die Möglichkeit an sich zu arbeiten und die Medikation nach einer Zeit zu reduzieren. Man sollte in einem solchen Fall für alle, und damit auch medizinische, Optionen offen bleiben und sich nicht aufgrund irgendwelcher Vorstellungen verschließen.

Der dritte Punkt, der unbedingt zu beachten ist, ist der Kreis an Menschen, mit dem man zu tun hat. Soweit es möglich ist, sollte man sich einen ebenso feinfühligen Freundeskreis suchen oder besser die Zahl der Kontakte, die einem nicht guttut einschränken. Oft geschieht dies auf einem solchen Weg von selbst, dennoch gibt es tendenziell immer Verbindungen, mit denen man sein eigenes Wohlbefinden sabotiert. Davon ist auch die Familie nicht ausgenommen – da ist weniger Kontakt oft hilfreich. Dafür können, sofern es sich ergibt, erbauende Bekanntschaften und das Gefühl schöner Verbindungen gepflegt werden. Dabei helfen die richtigen Kreise, wie Ashram, Sangha, der Meditationsgruppe etc.

Viertens: sei nett und nachsichtig mit dir selbst! Die spirituelle Suche ist kein Rennen und kein Wettbewerb. Schenke dir Zeit und siehe Rückschläge als wichtigen Teil des Weges. Vertraue dabei auf eine innere Führung. Die Gedanken können die Lösungen und den Weg nicht erkennen, akzeptiere, dass du nichts wissen kannst. Du kannst nur dein Bestes versuchen.

Samstag, 29. Februar 2020

Konsequent glücklich sein oder: „Das macht auch nichts mehr...“

Über Glück wurde schon so viel geschrieben und geredet. Trotzdem sind mir in meinem Leben nicht viele Menschen begegnet, für die das Glück wichtig genug erschien, um daraus ein Lebensziel zu machen. Warum haben sich die meisten Leute mit dem Gefühl der Zufriedenheit abgefunden? Ist das ein Zeichen der Resignation? Stößt das Ideal des Glücks auf die harten, realen Begebenheiten, die das Glück unmöglich erscheinen lassen? Das Leben ist doch dabei so kurz... sollte nicht jeder nach Glück streben oder ist das einfach zu egoistisch? Kann man glücklich sein und dabei nicht bloß an sich selbst denken?

Nun, vielleicht einmal von Anfang an. Dieser kurze Abriss sollte vielleicht einmal mit dem Begriff an sich beginnen. Er scheint zunächst genauso mythisch und unnahbar wie das Wort Liebe.
Ich will mich auch gar nicht erst an einer umfassenden Literaturrecherche versuchen.
Vor einigen Jahren las ich mal ein Buch mit dem Titel: Flow von diesem Autor, leider mit einem für mich unfassbar schwierigen Namen. Die Idee des Glücks-Rausches, fand ich sehr passend, konnte mich aber mit den Schlussfolgerungen nicht anfreunden.

In den jährlichen Erhebungen werden Glück und Zufriedenheit immer synonym verwendet werden. Wahrscheinlich ist es ähnlich wie mit der Liebe. Diese wird auch gerne mit romantischem oder sexuellem Begehren, die Sorge um den Nachwuchs oder einer Vorliebe für eine Sache verwechselt. Das wäre ein Thema für einen weiteren Text... obwohl eigentlich sind die Gemeinsamkeiten zwischen Glück und Liebe größer als man - oberflächlich betrachtet - meinen mag. Der gelungene Weg zum Erleben von Glück oder Liebe ist, zumindest nach meiner Erfahrung, absolut identisch.

Glück und Liebe sind beide nicht zu fassen, nicht zu halten. Dieser Punkt ist vielleicht der wichtigste im Verstehen um die Problematik. Alles, was ich tun kann, ist die rechten Bedingungen zu schaffen, damit sich beides erleben lässt. Und diese Bedingungen sind nicht äußerlicher Natur. Sie sind unabhängig von meinen Lebensumständen, damit meine ich radikal unabhängig davon, ob mein Leben kritisch betrachtet gut oder bescheiden läuft, ob ich habe und kriege, was ich will oder mir das Leben grad mal wieder einen Tritt in den Hintern verpasst (ja, das macht es gerne). Macht aber alles nichts. Diese Auffassung ist in einer Marktwirtschaft (oder im Kapitalismus) nicht besonders populär, auch wenn schon einige Menschen auf die Idee gekommen sind, ihr Leben zu vereinfachen, nach dem Bestseller: Simplify your Life. Wir bekommen jeden Tag durch die Nutzung der Medien andere Träume präsentiert, welche sich besser in gesellschaftliche Marktziele einordnen.

Was das Glück am besten ausschließt ist das Gefühl der Angst. Ebenso das Bedürfnis sich gegen alles und jeden abzusichern und das Leben kontrollieren zu wollen. Das ist wahrscheinlich schon statistisch betrachtet ziemlicher Blödsinn, da das Leben mit immer neuen Unwägbarkeiten aufwartet.
Mit diesem Sicherheitsbedürfnis und der Angst im Nacken bin auch ich (wie so viele) aufgewachsen. Die Sorge um morgen ließ auch meiner erweiterten (Groß-)Familie das tägliche Kümmern so richtig zum Sport werden.
Da wurde sich so lange um morgen gekümmert bis kein morgen mehr übrig war. Die Leichtigkeit des Lebens ging verloren, indem man ernsthaft versuchte sich um alle Belange zu kümmern. Wie sagte es Karl Renz (ein deutscher Künstler und Wortakrobat, der spirituell Suchenden regelmäßig sprichwörtlich den Kopf wäscht) in einem seiner Talks so schön: der Kümmerer wird zum Kümmerling. Da ist nämlich immer einer zu viel, um wirklich frei zu sein.

Und damit kommen wir zurück zu den rechten Bedingungen oder dem Nährboden, um Glück entstehen zu lassen. Die Voraussetzung beginnt mit dem Fehler im letzten Satz: Glück muss nämlich nicht erst entstehen. Es ist schon da und das war es schon immer. Und eine Bedingung, um dieses Glück auch zu spüren habe ich bereits angesprochen: angstfrei zu sein. Das beginnt mit der Stille im Kopf, welche dann auch die Angst im Bauch weichen lässt. Das lässt sich in jeder Lebenssituation durch richtige Meditation fördern. Für alle, die jetzt in ihrer Unwissenheit innerlich „oh je, nicht schon wieder OM“ rufen: die Wirkung der Meditation ist lange wissenschaftlich erwiesen, wurde auch schon viel drüber geschrieben und lässt sich leicht im Netz nachlesen.
Ich meditiere seit 10 Jahren, d.h. im Schnitt zwischen einer und drei Stunden am Tag. Nicht immer ist die Meditation gleich, das macht aber nichts – dieses Phlegma musste ich erst lernen, indem sich die Resultate einer sog. erfolglosen Meditation wiederholt als nicht weniger hilfreich herausstellten. Ist im Grunde alles Einstellungssache im wahrsten Sinne.
Was ich mache? Ich versuche einfach ruhig und absichtslos zu sitzen, unterdrücke nichts und erzwinge nichts, weder Gedanken noch Gefühle. Ich erlaube mir nur, meine Aufmerksamkeit in ihren Ursprung fallen zu lassen. Das ist die eigentliche Reise, die echt spannend ist: ab in den Ursprung des erlebbaren Bewusstseins, bis da nur noch Bewusstsein ist und keine persönliche Story mehr. Dann ist da nur noch Subjekt ohne Objekt, nur noch Sein ohne persönliche Anhaftung.
Genauso schön ist auch der Rest des Tages. Auch während der Arbeit oder während jemand nett mir mir spricht oder mich gelegentlich anpflaumt, richte ich meine Aufmerksamkeit auf den Frieden im Hintergrund – das ist die im Titel erwähnte konsequente Haltung. Verweile ich in diesem Frieden, entstehen unmittelbar Glück, das Gefühl der Weite und eine stille Liebe, die kein Ziel hat. Nichts davon kann irgendwer halten, es ist einfach ein ursprünglicher Teil von dem, was ich bin und was jeder ist. Ich bin über die Jahre stiller geworden, nachsichtiger und glücklicher, weil ich meine Person nicht mehr so wichtig nehme. Die hat ihre Fehler und Tücken und das mag vermutlich auch so bleiben.

Ja, das ist alles nichts für Realos, für Leute die im Leben stehen und was erreichen wollen und so. Macht aber auch nichts.