Über Glück wurde schon
so viel geschrieben und geredet. Trotzdem sind mir in meinem Leben
nicht viele Menschen begegnet, für die das Glück wichtig genug
erschien, um daraus ein Lebensziel zu machen. Warum haben sich die
meisten Leute mit dem Gefühl der Zufriedenheit abgefunden? Ist das
ein Zeichen der Resignation? Stößt das Ideal des Glücks auf die
harten, realen Begebenheiten, die das Glück unmöglich erscheinen
lassen? Das Leben ist doch dabei so kurz... sollte nicht jeder nach
Glück streben oder ist das einfach zu egoistisch? Kann man glücklich
sein und dabei nicht bloß an sich selbst denken?
Nun, vielleicht einmal von
Anfang an. Dieser kurze Abriss sollte vielleicht einmal mit dem
Begriff an sich beginnen. Er scheint zunächst genauso mythisch und
unnahbar wie das Wort Liebe.
Ich will mich auch gar
nicht erst an einer umfassenden Literaturrecherche versuchen.
Vor einigen Jahren las ich
mal ein Buch mit dem Titel: Flow von
diesem Autor, leider mit einem für mich unfassbar schwierigen
Namen. Die Idee des Glücks-Rausches, fand ich sehr passend, konnte
mich aber mit den Schlussfolgerungen nicht anfreunden.
In den
jährlichen Erhebungen werden Glück und Zufriedenheit immer synonym
verwendet werden. Wahrscheinlich ist es ähnlich wie mit der Liebe.
Diese wird auch gerne mit romantischem oder sexuellem Begehren, die
Sorge um den Nachwuchs oder einer Vorliebe für eine Sache
verwechselt. Das wäre ein Thema für einen weiteren Text... obwohl
eigentlich sind die Gemeinsamkeiten zwischen Glück und Liebe größer
als man - oberflächlich betrachtet - meinen mag. Der gelungene Weg
zum Erleben von Glück oder Liebe ist, zumindest nach meiner
Erfahrung, absolut identisch.
Glück und Liebe sind
beide nicht zu fassen, nicht zu halten. Dieser Punkt ist vielleicht
der wichtigste im Verstehen um die Problematik. Alles, was ich tun
kann, ist die rechten Bedingungen zu schaffen, damit sich beides
erleben lässt. Und diese Bedingungen sind nicht äußerlicher
Natur. Sie sind unabhängig von meinen Lebensumständen, damit meine
ich radikal unabhängig davon, ob mein Leben kritisch
betrachtet gut oder bescheiden läuft, ob ich habe und kriege, was
ich will oder mir das Leben grad mal wieder einen Tritt in den
Hintern verpasst (ja, das macht es gerne). Macht aber alles
nichts. Diese Auffassung ist in einer Marktwirtschaft (oder im
Kapitalismus) nicht besonders populär, auch wenn schon einige
Menschen auf die Idee gekommen sind, ihr Leben zu vereinfachen, nach
dem Bestseller: Simplify your Life. Wir bekommen jeden Tag durch die
Nutzung der Medien andere Träume präsentiert, welche sich besser in
gesellschaftliche Marktziele einordnen.
Was das Glück am besten
ausschließt ist das Gefühl der Angst. Ebenso das Bedürfnis sich
gegen alles und jeden abzusichern und das Leben kontrollieren zu
wollen. Das ist wahrscheinlich schon statistisch betrachtet
ziemlicher Blödsinn, da das Leben mit immer neuen Unwägbarkeiten
aufwartet.
Mit diesem
Sicherheitsbedürfnis und der Angst im Nacken bin auch ich (wie so
viele) aufgewachsen. Die Sorge um morgen ließ auch meiner
erweiterten (Groß-)Familie das tägliche Kümmern so richtig zum
Sport werden.
Da wurde sich so lange um
morgen gekümmert bis kein morgen mehr übrig war. Die Leichtigkeit
des Lebens ging verloren, indem man ernsthaft versuchte sich um alle
Belange zu kümmern. Wie sagte es Karl Renz (ein deutscher Künstler
und Wortakrobat, der spirituell Suchenden regelmäßig sprichwörtlich
den Kopf wäscht) in einem seiner Talks so schön: der Kümmerer wird
zum Kümmerling. Da ist nämlich immer einer zu viel, um wirklich
frei zu sein.
Und damit kommen wir
zurück zu den rechten Bedingungen oder dem Nährboden, um Glück
entstehen zu lassen. Die Voraussetzung beginnt mit dem Fehler im
letzten Satz: Glück muss nämlich nicht erst entstehen. Es ist schon
da und das war es schon immer. Und eine Bedingung, um dieses Glück
auch zu spüren habe ich bereits angesprochen: angstfrei zu sein. Das
beginnt mit der Stille im Kopf, welche dann auch die Angst im Bauch
weichen lässt. Das lässt sich in jeder Lebenssituation durch
richtige Meditation fördern. Für alle, die jetzt in ihrer
Unwissenheit innerlich „oh je, nicht schon wieder OM“ rufen: die
Wirkung der Meditation ist lange wissenschaftlich erwiesen, wurde
auch schon viel drüber geschrieben und lässt sich leicht im Netz
nachlesen.
Ich meditiere seit 10
Jahren, d.h. im Schnitt zwischen einer und drei Stunden am Tag. Nicht
immer ist die Meditation gleich, das macht aber nichts – dieses
Phlegma musste ich erst lernen, indem sich die Resultate einer sog.
erfolglosen Meditation wiederholt als nicht weniger hilfreich
herausstellten. Ist im Grunde alles Einstellungssache im wahrsten
Sinne.
Was ich mache? Ich
versuche einfach ruhig und absichtslos zu sitzen, unterdrücke nichts
und erzwinge nichts, weder Gedanken noch Gefühle. Ich erlaube mir
nur, meine Aufmerksamkeit in ihren Ursprung fallen zu lassen. Das ist
die eigentliche Reise, die echt spannend ist: ab in den Ursprung des
erlebbaren Bewusstseins, bis da nur noch Bewusstsein ist und keine
persönliche Story mehr. Dann ist da nur noch Subjekt ohne Objekt,
nur noch Sein ohne persönliche Anhaftung.
Genauso schön ist auch
der Rest des Tages. Auch während der Arbeit oder während jemand
nett mir mir spricht oder mich gelegentlich anpflaumt, richte ich
meine Aufmerksamkeit auf den Frieden im Hintergrund – das ist die
im Titel erwähnte konsequente Haltung. Verweile ich in diesem
Frieden, entstehen unmittelbar Glück, das Gefühl der Weite und eine
stille Liebe, die kein Ziel hat. Nichts davon kann irgendwer halten,
es ist einfach ein ursprünglicher Teil von dem, was ich bin und was
jeder ist. Ich bin über die Jahre stiller geworden, nachsichtiger
und glücklicher, weil ich meine Person nicht mehr so wichtig nehme.
Die hat ihre Fehler und Tücken und das mag vermutlich auch so
bleiben.
Ja, das ist alles nichts
für Realos, für Leute die im Leben stehen und was erreichen wollen
und so. Macht aber auch nichts.
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